Was sind die tatsächlichen Auswirkungen von Fast Fashion – und wie können wir Menschen durch Design dazu bewegen, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen? Diese Fragen stellte sich die Kommunikations- und Modedesignerin Lynn Joana aus Frankfurt am Main – und fand eine kreative und radikale Antwort.
In Folge 31 des Podcasts Designerklärer spricht sie mit Christoph Luchs über ihr Projekt frank. – ein preisgekröntes Aufklärungsprojekt, das sich als Modemarke tarnt.
Mode begleitet Lynn Joana seit ihrer Kindheit – nicht als reine Ästhetik, sondern als Sprache. Schon früh gestaltete sie eigene Entwürfe. Der logische nächste Schritt: das Studium im Modedesign. Doch hier begegnete sie der Schattenseite der Branche: Fast Fashion. Der industrielle Maßstab weltweit produzierter Kleidung und die damit verbundene Ausbeutung von Mensch und Natur hinterließen einen nachhaltigen Eindruck – und führten zu einer Entscheidung.
Protest, preisgekrönt
Lynn Joana wechselte ins Kommunikationsdesign an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft – begleitet von der Frage: Was kann ich tun, um etwas zu bewirken?
Sie suchte nach einer Form für ihren Protest gegen Fast Fashion und begann, gebrauchte Sneaker zu sammeln und neu zu konstruieren. Gemeinsam mit Schuhmacher Richard Aphery entstand daraus sogar ein komplett neuer Sneaker-Prototyp. Aus Materialexperimenten, Bedeutungsebenen und Inszenierung entwickelte sich eine Kollektion, die nie zum Verkauf gedacht war. Stattdessen entstand frank. – ein Aufklärungsprojekt mit der Ästhetik einer Modemarke, das gerade durch diese Tarnung irritiert und Fragen aufwirft.
2024 wurde frank. mit der Hessen Design Competition ausgezeichnet – eine Anerkennung, die nicht nur die gestalterische Qualität des Projekts, sondern auch die inhaltliche Relevanz sichtbar machte: Design kann Protest sein – wenn es Haltung zeigt.
Die Auszeichnung machte ein breiteres Publikum auf frank. aufmerksam. Als Preisträgerin wurde Lynn Joana in ein Mentoring-Programm aufgenommen, das ihr den Austausch mit anderen Kreativen ermöglichte und neue Perspektiven eröffnete.
Was sich Lynn für ihre Arbeit wünscht, in welchem Umfeld sie aktuell Marken entwirft, Branding-Projekte begleitet – und wie wir uns als Kreative zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Fast Fashion positionieren können – all das erzählt sie im knapp einstündigen Gespräch mit Christoph Luchs im Podcast Designerklärer.
frank. ist Teamarbeit
Für die Umsetzung des Konzepts versammelte Lynn Joana ein Team aus Kreativen, das ihre Vision unterstützte. Carolin Fröhlich begleitet das Projekt seither kontinuierlich. Marie Bach stieß aus Begeisterung dazu. Mit der Hilfe von Paulina Elsner, Fred Hahn, David Breuckmann und Lina Ilkenhans entstand professionelles Bild- und Filmmaterial, das frank. wie eine echte Modemarke erscheinen lässt.
Die Zusammenarbeit mit Sonja Mohr, deren Magazin raum nach oben sich nachhaltigen Innovationen widmet, bot eine frühe Möglichkeit, das Projekt sichtbar zu machen.
Zum Ausstellungskonzept gehört auch ein eigens komponierter Soundtrack von brelim.wav (Lorenzo Roncarati). Dieser verarbeitet nicht nur Nähmaschinengeräusche, sondern nutzt auch düstere, harte Klänge – und macht so den industriellen Charakter der Modebranche akustisch greifbar. Auszüge daraus sind im Podcast zu hören.
frank. lebt von Kollaboration – und ist heute eine wachsende Plattform mit eigener Website, Newsletter und stetig wachsendem Netzwerk.
Mehr erfahren
Das Magazin PAGE berichtete über frank.:
👉 https://page-online.de/branche-karriere/frank-laut-gegen-fast-fashion/
Zur Website von frank.:
👉 https://www.frank-infashion.com
Zum Studio Lynn Joana:
👉 https://www.studiolynnjoana.com
LinkedIn-Profil von Lynn Joana:
👉 https://www.linkedin.com/in/lynn-joana-witzel-04b805204/
Die Preisträger:innen der Hessen Design Competition 2024:
👉 https://hessendesign.de/home/herbstempfang