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Folge 5: Wie wird aus einer Türklinke eine Designikone, Wolfgang Reul?

FSB - Podcastfolge mit Wolfgang Reul, Franz Schneider Brakel

Christoph Luchs: Wir sind Designerklärer, der Podcast für hellwache Kreative. Heute spreche ich mit Wolfgang Reul, Markenbotschafter und Türklinkenphilosoph. Mein Name ist Christoph Luchs.
Herzlich willkommen zur fünften Folge unseres Podcasts Designerklärer. Heute zu Gast Wolfgang Reul von FSB. Herzlich willkommen!

Wolfgang Reul: Ja, vielen Dank. Ich freue mich, dass ich diese Einladung von Ihnen bekommen habe und bin gespannt auf dieses Gespräch und auf die Fragen, die mich hier erwarten.

Christoph Luchs: Darf ich Sie bitten, sich kurz vorzustellen? Wie sind Sie beruflich zu FSB gekommen und was haben Sie davor gemacht?

Wolfgang Reul: Ich habe eine Ausbildung in einem kaufmännischen Beruf in der Branche des Baubearf-Fachhandels gemacht und dort, wo man auch schon vor über 40, 50 Jahren regelmäßig FSB Produkte verkaufte. Und ich bin dann durch einen großen Zufall zu einem Bewerbungsgespräch nach Brakel eingeladen worden. Dort tat sich eine ganze Menge. Es gab einen neuen Geschäftsführer, der viele spannende Dinge angestoßen hat. Das hat mich fasziniert. Und dann habe ich das Wagnis in Angriff genommen, aus der Pfalz, aus der rheinland-pfälzischen Ecke um Speyer herum, in die ostwestfälischen Provinz zu ziehen und bin jetzt mittlerweile im 35. Lebensjahr bei FSB.

Christoph Luchs: Jetzt können wir uns nicht unbedingt immer vorstellen, was FSB bedeutet. Es gibt vielleicht Kennerin und Kenner im Designbereich, denen der Name etwas sagt, die vielleicht sogar das Logo schon mal gesehen haben, oder das Erscheinungsbild. Was macht FSB genau?

Wolfgang Reul: Also die Marke FSB gehört seit ungefähr 30, 35 Jahren sicher zu den großen Design Marken in Deutschland. Uns gibt es seit über 140 Jahren. Wir wurden gegründet 1881 in Iserlohn, aber erst seit Mitte der 80er Jahre haben wir uns mit dem Thema Design auseinandergesetzt. Was wir schon immer machen: Wir produzieren Produkte weitestgehend für die Hand, also Türklinken im Wesentlichen. Das hat man vorher nur so nie so richtig ausgesprochen und daher kennt man uns auch. Wir sind nicht die Marke für den gewöhnlichen Häuslebauer, sondern wir sind eher die Marke für Architektinnen und Architekten. Dort kennt man uns seit 35 Jahren ungefähr als Design orientierte Marke mit eigenen, gut gestalteten Produkten, aber auch immer wieder mit Entwürfen von national und international bekannten Designerinnen und Architektinnen.

Christoph Luchs: Was haben Sie dort für eine konkrete Aufgabe?

Wolfgang Reul: Also aktuell ist meine Aufgabe die des Markenbotschafters. Mein Job im Wesentlichen sieht so aus, dass ich bundesweit und in den Ländern Österreich und auch ein bisschen in der Schweiz Architekten besuche mit den Kollegen vor Ort, um neue Produkte vorzustellen, aber auch, um die Marke FSB zu transportieren. Ich entwickle aber auch viele Veranstaltungsformate. Wir haben in der Zeit vor Corona so ein bisschen uns als eine Kompetenz für Architekturfilme entwickelt. Das heißt, wir schauen uns an, welche Architekturfilme gibt es neu im Markt, welche könnten die Architekten interessieren. Diese Ideen greifen wir auf und laden dann unsere Zielgruppen in die Kinos der Metropolen ein, um mit ihnen diese Filme anzuschauen und um hinterher bei einem Glas Wein und einer Kleinigkeit zu Essen, über FSB und über unsere Produkte zu sprechen.
Andererseits gerade in den letzten Monaten durch Corona gab es sehr viele Veranstaltungen mit Hochschulen, die weitestgehend per Zoom stattgefunden haben, wo ich Vorträge gehalten habe, die sich teilweise an unseren Büchern, die wir publizieren, orientieren, teilweise aber auch die Entwurfsgeschichte des Türdrückers von 1900 bis heute darstellen. Oft waren diese Vorträge dann Basis dafür, dass Studierende entweder aus den Sparten Design oder Architektur im Rahmen einer Semesterarbeit eigene Entwürfe realisiert haben, die dann hinterher besprochen und diskutiert wurden.

Christoph Luchs: Also als Design Workshop?

Wolfgang Reul: Genau, genau. Und heute, jetzt, zuletzt finden diese Dinge dann auch Gott sei Dank immer wieder live statt. Vergangene Woche war ich mit dem Peter Schuber, der die Filme über die Edition, die Sanyo, also über die Entwicklungsgeschichte der HfG Ulm gedreht hat, an der New Design University in St. Pölten. Dort war Semester Auftakt mit einer Studentengruppe, die sich mit Otl Aicher und dem Thema Philosophie beschäftigen. Und das Ganze am Beispiel der Villa Wittgenstein. Dort haben wir dann in einem öffentlichen Kino den Film „Otl Aicher, der Denker am Objekt“ gezeigt, um anschließend Fragen der Studierenden zu Otl Aicher, zu seiner Bedeutung vielleicht auch noch heute beantworten zu können.

Christoph Luchs: Das klingt alles sehr interessant. Das ist natürlich auch ein sehr aufwendiges Verfahren. Mit Hochschulen zu kooperieren. Erfahrungsgemäß dauert das alles etwas lange. Das heißt, Sie haben dort aber auch schon feste Kontakte und feste Ansprechpartner, die also in regem Austausch mit Ihnen zusammen stehen. Habe ich das richtig verstanden?

Wolfgang Reul: Ja, sowohl als auch. Es gibt verschiedene Hochschulprofessoren, die eigentlich jedes Semester anklopfen und sich zu einem Besuch, zu einer Werksführung bei FSB anmelden. Die kommen dann mit ihren Studierenden nach Brakel. Je weiter sie weg sind, desto häufiger übernachten sie dann auch, um dann genügend Zeit zu haben, um einen Blick mit uns in die Fertigung zu werfen, um aber auch mit uns anschließend über unsere Produkte zu sprechen und wie Produkte bei uns entstehen. Oft ist dann auch unser Produktdesigner mit in diesen Gesprächen dabei, der dann den Studierenden erklärt, wie bei FSB Produkte entstehen. Das ist ja ein ganz anderer Prozess als noch vor 30 oder 40 Jahren.

Christoph Luchs: Zum Herstellungsprozess kommen wir vielleicht später noch mal. Es ist auf jeden Fall ein sehr interessanter Punkt. Gehen wir noch mal einen Schritt zurück. Wie kommt es eigentlich dazu, dass FSB ein Design orientiertes Unternehmen ist, wie Sie das schon eingangs erwähnt hatten? Wie kommt es dazu, dass ein mittelständisches Unternehmen aus dem Industriebereich sich mit Design beschäftigt und auseinander setzt? FSB gab es ja vorher auch schon ein bisschen länger. Sie haben es vorhin erwähnt. Wie kam es dazu? Was war? Gab es eine Initialzündung? War das Zufall? Wie ist das entstanden?

Wolfgang Reul: Es waren wahrscheinlich mehrere Zufälle zusammen, die dazu geführt haben. Also, man muss vielleicht beginnen, Ende der 70er Jahre kam der erste Fremdgeschäftsführer von FSB ins Unternehmen. Vorher waren die Geschäftsführer auch Gesellschafter. Und Ende der 70er Jahre kam Jürgen Werner Braun als neuer Geschäftsführer, als erster Fremdgeschäftsführer in das Unternehmen. Und es war eine Zeit, in der die Konkurrenz aus Nordhessen mit bunten Türklinken aus Nylon den Markt bestimmte. Das war noch die Zeit, die Ende der 60er Jahre mit der Architektur des Brutalismus begannen. Dort waren diese bunten Türklinken sehr beliebt. Und wenn man in die Kataloge der Wettbewerber schaute und auch in die von FSB, dann waren die Produkte, man kann das heute so sagen, alle ein wenig angestaubt und es mussten neue Wege gefunden werden, die Marke zu beleben. Und dann kam es zu dem Zufall, dass unser Geschäftsführer den Klaus Jürgen Maack von der Firma Erco kennenlernte. Herr Braun berichtete dann von seinen Sorgen, dass wir mal einen neuen Katalog brauchen und die Marke ein bisschen auffrischen müssten. Klaus Jürgen Maack arbeitete zu dieser Zeit schon sehr lange mit Otl Aicher zusammen, der in Rotis seine autonome Republik gegründet hatte.
Und er stellte den Kontakt her. Den bekam Herr Braun dann letztendlich auch und er fuhr mit den aktuellen weiß-blauen Katalogen nach Rotis, mit dem Wunsch, Herr Aicher möge uns doch mal ein bisschen auffrischen und uns neue Kataloge machen. Das lehnte Aicher konsequent ab, und Herr Braun wurde mit den Worten nach Hause geschickt: „Denken Sie doch mal darüber nach, lieber Herr Braun, ob Sie heute Türklinken machen, weil Türklinken gebraucht werden und in zehn Jahren vielleicht Bratpfannen, weil Bratpfannen gebraucht werden? Oder steckt mehr dahinter?“ So, das war die eigentliche Botschaft. Und Herr Braun, eines Tages, kurze Zeit später in einer Buchhandlung, Buchhandlung König in Düsseldorf, war auf der Suche nach einem Geschenk für seinen Freund, der auch Architekt war und an der Kasse lag ein Stapel mit Büchern über Handlesekunst und man sah so die Hand auf diesen Titel. Und da fiel es ihm praktisch wie Schuppen von den Haaren. Das, was man bei FSB machte seit 100 Jahren, waren Produkte für die Hand. Das hat nur vorher nie jemand formuliert. Er ging dann zurück und kaufte alle Bücher, die sich mit den Artefakten, mit Kreisen und Griffen beschäftigten und stellte dann zu Hause einen Diavortrag zusammen, fuhr wieder nach Rotis, hat dann Aicher diesen Vortrag gehalten und Herr Aicher sagte: „Na, dann haben wir doch das Mauseloch, da kriechen wir jetzt mal durch und darüber schreiben wir ein Buch.“ Und mit diesem Buch begann eigentlich die Erfolgsgeschichte von FSB.

Christoph Luchs: Das heißt, um noch mal kurz zurückzugehen, Jürgen W. Braun hat Herrn Maack damals von Erco im Flugzeug, glaube ich, kennengelernt.

Wolfgang Reul: Genau.

Christoph Luchs: Also das war dadurch, dass sich zwei Geschäftsführende gerade einfach mal so quasi beim Warten gegenübersitzen oder in dem Fall nebeneinander. Und Herr Braun blätterte, glaube ich, in seinen Produktkatalogen, wie ich es richtig, glaube ich, nachgelesen habe. Und Herr Maack fand die etwas angestaubt auch. Also nicht nur die Produkte selber, sondern auch die Darstellung, der Katalog selbst. War das richtig?

Wolfgang Reul: Also ob Herr Braun damals die Kataloge dabei hatte, das weiß ich jetzt nicht mehr. Es gibt aber so viele Geschichten, die sich darum ranken. Jedenfalls war es so, dass die beiden ins Gespräch kamen und Herr Braun beklagte sich darüber, dass wir einfach eine Auffrischung brauchen. Und Herr Maack gab genau die richtigen Tipps, die wir brauchten.

Christoph Luchs: War damals Otl Aicher gleicher als Grafikdesigner, in erster Linie schon so bekannt, dass Herr Braun ihn schon vom Namen kannte? Oder war das jetzt quasi eine ganz persönliche Empfehlung?

Wolfgang Reul: Also ich glaube, er kannte ihn nicht. Herr Braun hat eine juristische Ausbildung gehabt und er war halt Manager in der deutschen Wirtschaft die Jahre davor. Aicher war vorher bei uns nicht bekannt. Die wenigsten haben, glaube ich, Aicher zu dieser Zeit gekannt. Alle hatten die Olympischen Spiele 72 erlebt. Aber wer hinter diesem Konzept dieser fröhlichen Spiele, die ja dann mit der Geiselnahme der israelischen Sportler dann tragisch endete, alle hatten das vor Augen. Aber wer dahinter steckt, wer diese Ideen hatte, das wussten damals die wenigsten.

Christoph Luchs: Jetzt hat Aicher ja erst mal sehr ablehnend reagiert, als Herr Braun ihn gefragt hat, ob Herr Aicher ihm helfen könnte. Herr Braun hat ja um Hilfe gebeten, und Herr Aicher hat gesagt: „Ich bin doch kein Firmen-Anstreicher.“ Ist das nicht eigentlich eine Art, die erst mal eigentlich nicht unbedingt zum weiteren Zusammenarbeiten einlädt? Das ist ja erst mal eine Ablehnung per se. Also wenn ich mir vorstelle, ich würde heute jemanden an der Tür sozusagen abweisen und sagen: „Was wollen Sie hier überhaupt? Gehen Sie erst mal nach Hause und denken Sie über Ihre Produkte nach.“ Geht das heute noch oder war das einfach damals zu der Zeit so, dass man sich das erlauben konnte? Oder war das einfach eine Art von Aicher, mit seinen Kunden so überhaupt eine Beziehung aufzubauen?

Wolfgang Reul: Also Aicher war so. Ich gehe davon aus, dass Herr Braun vor seinem Besuch in Rotis, von dem Herrn Maack gut gebrieft wurde und insofern wusste, was ihn möglicherweise erwartet. Und auch in den Folgejahren war es so, dass man immer mit einer gewissen Demut auch nach Rotis fahren musste. Und es gab sicher sehr viele Unternehmer, die gesagt haben nach dem ersten Gespräch mit Aicher, das passt überhaupt nicht und da kommen wir nie zusammen. Also man brauchte da sehr viel Geduld, man musste da auch einiges ertragen. Aber alle Unternehmen, die sich auf dieses Abenteuer mit Aicher zusammenzuarbeiten, eingelassen haben, waren in ihrer Arbeit danach ja sehr erfolgreich, das ist ja außer Frage. Und von diesem Erfolg zahren wir teilweise heute immer noch. Wenn man daran denkt, dass Aicher jetzt im Mai dieses Jahres 100 Jahre alt wurde und wir seit dem 13. Mai ein Aicher-Jahr ausgerufen haben. Ganz viele Veranstaltungen, dazu machen wir die Aicher Filme zu ganz vielen unterschiedlichen Anlässen auch zeigen. Das zeigt, dass er ja heute immer noch in aller Munde ist. Und das, was er früher gesagt hat, das ist ja aktueller denn je.

Christoph Luchs: Dieser Prozess, den Aicher damals letztendlich ja erst mal mit seiner Ablehnung eingeleitet hat, der dann ja zum Nachdenken führte, kann man das heute als Designprozess beschreiben, dass man sagt, man denkt quasi über die Produkte nach? Und das Denken an sich ist erst mal dieser Prozess, der vor dem Tun, vor dem Handeln, vor der Aktion sein muss aus Ihrer Sicht?

Wolfgang Reul: Auf jeden Fall. Also man hat vor der Aicher-Zeit sich einfach mal drei Wochen vor den Frühjahrsmessen, wo die Produktneuheiten dann auch gezeigt wurden, unterhalten. Und welche Klinken zeigen wir denn dieses Jahr mal? Und hier und da hat man auch auf Produkte zurückgegriffen, die es schon lange gab. Und mit Blick auf Aicher, der einfach mal formuliert hat, dass aus Produkten der Alltagskultur am Ende Hochkultur entstehen kann, haben wir schon oft ein, zwei Jahre vorher dann gewusst, welche Produkte wir auf den Frühjahrsmessen zeigen. Also es war eine Strategie dabei, die wir entwickelt haben. Und das hat sich natürlich geändert und es war immer, wenn man so will, die Frage, was Design eigentlich ist. Dann haben wir uns immer einer italienischen Definition bedient. Design bedeutet, dass der Wille, der gestalterische Wille an dem Produkt ablesbar sein muss. Das war eigentlich der Gedanke, der dann daraus entstanden ist.

Christoph Luchs: Also eine Art sprechendes Design, das heißt, das Produkt selbst spricht aus sich heraus.

Wolfgang Reul: Ja, ja.

Christoph Luchs: Das hat ja auch viel mit Ergonomie zu tun. Da kommen wir später noch mal zurück. Jetzt hat Aicher ja nicht als einziger mit FSB zusammengearbeitet. Es war ein initialer Moment, aus dem ein ganzer Prozess entstanden ist. Da ist ja auch das Erscheinungsbild von FSB entstanden. Vielleicht können Sie dazu was sagen.

Wolfgang Reul: Also das Erscheinungsbild war von Anfang an auch eine der Aufgaben, die mit Aicher dann definiert wurden. Als ich zu FSB gekommen bin, war die Welt beim FSB noch weiß und blau. Und wenige Monate nach meinem Eintritt in das Unternehmen, Mitte des Jahres 88, tauchten plötzlich neue Kartonagen auf. Die Verpackung für unsere Produkte war plötzlich nicht mehr weiß-blau, sondern sie war grau, sie war weiß und sie hatte ein neues Logo. Wenige Zeit später wiederum verschwand das alte Briefpapier mit dem blau-weißen Erscheinungsbild und es kam weißes Briefpapier. Aber nicht nur für die Kommunikation mit dem Markt, sondern auch für die interne Kommunikation, wiederum mit dem neuen Logo. Wir haben das ganze Erscheinungsbild mit Aicher neu entwickelt und in diesem Zusammenhang entstand dann auch das neue FSB Logo, das auf einen Türdrücker des Philosophen Wittgenstein zurückgeht. Wittgenstein hat in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre an architektonischen Details für das Haus seiner Schwester in Wien in der Kundmanngasse mitgearbeitet. Der eigentliche Architekt war Paul Engelmann. Wittgenstein hat unter anderem die Türklinken entworfen, Messing-Türklinken, einfach aus einem gebogenen Rundstab mit einem kugelförmig angeformten Ende. Diesen Türdrücker sah Aicher als Vorbild für unser neues Erscheinungsbild. Denn was ihm wichtig war, dass man anhand des Logos erkennt, dass wir Produkte für die Hand machen, dass man an dem Logo erkennt, womit wir uns tagaus, tagein, seit über 100 Jahren beschäftigten.

Christoph Luchs: Das Erscheinungsbild ist somit also schrittweise eingeführt worden.

Wolfgang Reul: Das Erscheinungsbild ist smit also schrittweise eingeführt worden in den Markt. Zunächst mal erschienen die Bücher. Wir haben ja das erste Buch, was im Wesentlichen auf dem Vortrag, den Herr Braun in Rotis gehalten hat, basierte. Das erschien 1986. Im gleichen Jahr fand in Brakel ein sogenannter Türklinken-Workshop statt, bei dem national und international bekannte Repräsentanten der Postmoderne ihre Türklinken vorgestellt haben. Aicher war gegen diesen Workshop, weil er wusste, im Gegensatz zu der FSB-Mannschaft, was dabei rauskommt, nämlich überwiegend postmoderne Wegwerfprodukte. Und die Commitments waren aber gemacht und man kam aus dieser Nummer nicht mehr raus. Dass dieser Workshop dann letztendlich für uns so wichtig wurde, dass die ganze Generation, die Mitte der 80er Jahre Architektur und Design studierte, sie für uns, sage ich mal, ein ganzes Berufsleben an uns bindet, das wussten wir damals noch nicht. Aicher selbst hat dann seinen Frieden mit diesem Workshop gemacht. In dem Band 2 dieser Edition „Greifen und Griff“, was sich mit diesem Workshop beschäftigt. Danach erschienen noch drei dieser Bücher, bevor dann Ende der 80er Jahre das Erscheinungsbild so langsam in Form dieser Verpackungen und in Form des Briefpapieres dem Markt kundgetan wurde. Aber erst fünf Jahre nach der Formulierung der einzelnen Schritte durften wir unser neues Erscheinungsbild komplett zeigen. Was dann weitestgehend in diesem neuen Handbuch, in dem FSB Handbuch, in dem grauen Handbuch 1990 sichtbar wurde.

Christoph Luchs: Das heißt, das Erscheinungsbild wurde damit dann abgeschlossen. Und wie kam das bei den Kunden an, wie haben die darauf reagiert, als sie das gesehen haben, das sich FSB verändert? Also das ist ja ein sehr aktives Moment nach außen, dann auch in der Kundschaft, in den Käufern, Verkäufern, auf Messen, wie haben die darauf reagiert, dass sich FSB plötzlich verändert?

Wolfgang Reul: Also die Kunden haben natürlich im Laufe dieser fünf Jahre alle registriert, dass sich bei uns was tat, dass wir einen anderen Blick auf die Dinge werfen. Und die Kunden hatten zu dieser Zeit teilweise noch Ringbücher als Ordner. Und wenn man neue Produkte entwarf, dann bekam jeder Kunde einen Satz neuer Blätter zugeschickt, die man dann in das Ringbuch einpflegen musste. Das Handbuch war sicher etwas ganz Neues und auch Überraschendes. Die Architekten waren uns dankbar für dieses neue Arbeitsmittel. Und es gab dann wenige Jahre später das Ereignis, dass auch bei unseren Wettbewerbern plötzlich diese Ringbücher verschwanden und auch dort Handbücher als Katalogmaterial verschickt wurde und auch im DIN A4 Format, wie das bei uns der Fall war und überraschenderweise auch in der Farbe Grau. Und das führte dann dazu, dass wir 1995 uns den Spaß erlaubt haben, von diesem Format DIN A4 weg zu gehen auf das DIN A5 Format. Die Farbe war dann orange und auf dem Deckel haben wir geschrieben „FSB-Handbuch 95“ mit dem Hinweis „Unser Grau ist schöner“. Und dann überraschenderweise, Aicher hatte ja auch für FSB die vier Gebote des Greifens formuliert. Aicher war großer Fan der Türklinken von Johannes Potente, das Handformdesign der 50er Jahre, und anhand dieser Entwürfe, die alle sehr organisch waren, die dem Handformdesign entsprachen, formulierte er die vier Gebote des Greifens, nämlich dass eine Türklinke, eine Daumenbremse hat, weil der Daumen eine Ablage auf dem Griff sucht. Der Zeigefinger, der die Hand vom Griff führt, braucht eine Kuhle, und dann will man Greifvolumen und eine Ballenstütze haben. Man will einfach ein Volumen haben, um zuzugreifen und der Ballen braucht eine Stütze. Darüber haben wir dann mit unseren Gesprächspartnern gesprochen, haben also nicht mehr so oft über den Preis gesprochen, sondern über die vier Gebote des Greifens. Unsere Branche hat uns belächelt über die vier Gebote. Wenige Jahre nach dieser Formulierung konnte man dann in den Katalogen der Wettbewerber auch nachlesen, dass es dort Türklinken gibt, die Daumenbremsen, die Greifervolumen, Zeigefingerkuhle und Ballenstütze haben.

Christoph Luchs: Das heißt, Sie haben Trends gesetzt und Trends, die auch unumkehrbar sind. Also eigentlich sind Sie Vorreiter in der Branche gewesen, das Thema Design überhaupt mit dem Begriff der Türdrücker in Verbindung zu bringen und auch in Herstellung, aber nicht nur in der Ausgestaltung des Erscheinungsbildes und in dem Marketing, also einem reinen Verkaufen, sondern wirklich bis in die Produktphilosophie hinein.

Wolfgang Reul: Genau. Wir haben uns intensiv mit diesen Dingen auseinandergesetzt und Aicher hat uns praktisch gelehrt, Dinge auch in Frage zu stellen oder zu hinterfragen bevor wir in den Markt gehen.

[Musik]

Christoph Luchs: Ja, wir haben eben gerade über das Trendsetzen gesprochen. Ich denke, FSB hat ja eigentlich einen Trend gesetzt, sich mit Design zu beschäftigen, über Produkte nachzudenken, philosophische Gedanken tatsächlich zu hegen, um auch einen Schritt voraus zu sein. Also eigentlich eher ein Rückschritt vom eigentlichen Produzieren des Produktes und von der Auswahl des Materials, von der Formgebung zurück. Was machen wir da eigentlich? Wir arbeiten für die Hand, wir arbeiten mit manuellen Tätigkeiten. Was ist dafür wichtig, um dann letztendlich auch wieder einen Vorsprung zu haben, auch vor der Konkurrenz. Zu sagen, wir wissen sogar zwei Jahre im Voraus, was der Markt dann braucht, wohin die Reise geht und dafür bieten wir heute Produkte an. Kann man das so sagen?

Wolfgang Reul: Das kann man durchaus so formulieren. Wir haben mit Aicher und mit diesem Klinken-Workshop gelernt, dass die Zielgruppe, die wir für uns ein Stück weit neu entdeckt haben, nämlich die Architektinnen und die Architekten, auf neue Gestaltungen und auf neue Materialien wartete. Das war vielleicht alles Zufall, dass das zu dieser Zeit passierte, aber es war Mitte der 80er Jahre schon erkennbar, dass sich das Material Edelstahl als das Material der Zukunft für die Türklinke entwickelt. Da hat man bei uns mit großer Weitsicht erkannt, dass wir für den Erfolg in den 1990er Jahren eine neue Edelstahlfabrik brauchen. Die alten Produktionsgebäude waren deutlich zu klein als ich meine erste Werksführung bei dem Bewerbungsgespräch gemacht habe, da quollen praktisch die Türklinken aus den Schornsteinen, da war überhaupt kein Platz mehr. Und Anfang der 90er Jahre entstand dann auf dem Gelände in der Industriestraße das neue Edelstahlwerk und der Plan war, dass die Auslastung fünf, sechs Jahre später zu 100 % erreicht werden soll. Die Nachfrage nach Edelstahl überrollt aber alles und die Auslastung war schon zwei, drei Jahre später praktisch da. Das Ganze ging einher mit verschiedenen Maßnahmen, um das Material Edelstahl in dem Markt voranzubringen. Es gab ja einige Wettbewerber, die Edelstahl in ihrer Produktpalette hatten. Wir haben neben dem neuen Edelstahlwerk von unserem Designer acht neue Edelstahl Modelle entwerfen lassen, von denen einige auf erfolgreiche Produkte der Vergangenheit zurückgriffen und neu interpretiert wurden.
Wir boten damals Edelstahl in insgesamt sechs unterschiedlichen Oberflächen an und wir haben einen eigenen Edelstahl-Katalog eingeführt. Also wir haben neben unserem Handbuch, in dem auch diese Produkte in Aluminium und in Edelstahl gezeigt wurden, wir haben einen klassisch reinen Edelstahl-Katalog dem Markt angeboten.
Und es gab durch neue Technologien die Möglichkeit, Entwürfe gerade anhand vom Design der 60er Jahre, durch neue Fertigungstechnologien auch diese plötzlich in Edelstahl herstellen zu können.
Das alles führte dazu, dass wir eine große Wahrnehmung auf dieses Material bekommen hatten und in dieser Zeit entstand dann auch der vielleicht berühmteste aller Edelstahl-Drücker, den auch Sie hier an Ihrer Bürotür montiert haben, das sogenannte Modell Frankfurt. Das geht weitestgehend zurück auf den Kölner Architekten Oswald Mathias Ungers, der in den 80er Jahren in Frankfurt einige Projekte realisierte und für diese Bauten diesen Türdrücker zeichnete.
Einige dieser Aufträge landeten auch bei FSB und wir erkannten relativ schnell, dass diese Form, indem man zwei Rundstäbe auf Gehrung miteinander verschweißt, vielleicht die typischste aller Edelstahlformen ist. Und wir nahmen diesen Türdrücker dann in unser Sortiment auf, nannten ihn zunächst einmal in den 80er Jahren, in dem alten Katalog, Modell Frankfurt. Also wir gaben einigen unserer Objektmodelle Städtenamen, wie das andere Hersteller heute immer noch machen.  Und in dem 1990er Katalog, dem ersten grauen, von Aicher gestalteten grauen Katalog, gaben wir ihm dann eine Artikelnummer 10 76. Dafür steht dieses Design. Aber wenn man heute mit Architekten und auch Bauherren über diesen Gehrungsdrücker spricht, dann spricht alle Welt vom Modell Frankfurt. Also der Name Frankfurt hat sich für dieses Modell eingeprägt. Und heute weiß jeder, worüber man dann spricht.

Christoph Luchs: Worin lagen denn damals oder heute vielleicht noch die Vorteile, Edelstahl zu verwenden? Aus heutiger Sicht ist das ja quasi eigentlich normal, dass alle Dinge, die industriell gefertigt sind, entweder aus Edelstahl oder aus Aluminium produziert werden. Damals war das neu. Woran lag dann an dieser Stelle der Vorteil gegenüber den bisherigen Materialien, die zuvor eingesetzt wurden?

Wolfgang Reul: Also man muss vielleicht noch mal zunächst einen Blick auf die Architektur werfen. Was zu Ende ging, das war die bunte Welt des Nylon-Türdrückers, der ja sehr stark geprägt war durch die brutalistische Architektur, die in den 60er Jahren begann und Ende der 80er Jahre zu Ende ging. Die Architektur war plötzlich eine ganz andere. Man kann auch noch mal den Blick auf das neue Berlin werfen, was dort gebaut wurde. Und die Materialien bis dahin waren im Wesentlichen neben Nylon Aluminium, aber in Eloxalfarben wie Bronze oder Messing. Also man hat diese Edelmetalle dann in Aluminiumeloxalfarben preisgünstig nachgebildet und es gab eben, wenn man in den Süden der Republik blickte, diese sogenannten schmiedeeisernen Beschläge, die eher in der typischen bayerischen Landhaus-Architektur eingesetzt wurden. Und es gab die Welt des Bicolor, also Zwei-Materialkombination Messing und Messingnickel, die überwiegend von den italienischen Herstellern kamen.
Und dann trat plötzlich das Material Edelstahl immer mehr in den Vordergrund, weil die Architektur einfach danach verlangte. Das Material Edelstahl war aber auch von allen das robustes Material. Es war sehr langlebig, während man bei allen anderen Materialien irgendwann Kratzspuren sehen konnte. Kratzspuren durch den Schlüsselbund oder die Ringfinger. Oder auch bei Messing und bei Bronze hat man das Problem, wenn ich diese Legierungen mit Lack überziehe, dann wird der Lack durch Ringfinger beschädigt und irgendwann sieht das unschön aus. Bei Bronze und Messing muss man immer wissen, dass man das Ganze ohne Lack einsetzt, und hinterher eine schöne, eine ästhetisch wunderbare Patina bekommt, wie man das, wenn man in Italien oder in Südeuropa Urlaub macht, an jeder zweiten Tür zu erkennen bekommt. Das waren eigentlich die großen Vorteile von Edelstahl.
Und Edelstahl durchdrang aber dann auch alle Lebensbereiche. Und dass dann kurze Zeit, nachdem wir unser Modell Frankfurt auf den Markt brachten, auch alle anderen Wettbewerber, auch die, die bisher nur Messing-Beschläge herstellten, auch dieses Design hatten, das spricht für den Erfolg dieses Produkts.

Christoph Luchs: Wie hat sich das dann so entwickelt, nachdem Sie so viel Erfahrung mit Edelstahl gemacht hatten, konnten Sie das eigentlich auf Aluminium übertragen oder wie muss ich mir das vorstellen? Wenn man ein anderes Material wie Aluminium zum Beispiel dann einsetzt in die Produktion, aber auch in den Entwurfsprozess.

Wolfgang Reul: Also Aluminium gab es bei uns eigentlich schon seit Anfang der 1930er Jahre und es gab dann immer verschiedene Wellenbewegungen. Das Design der 50er Jahre von Johannes Potente, dieses sogenannte Handform Design war weitestgehend aus Aluminium gefertigt, dann Aluminium eloxiert in den Farben Champagner, Messing oder hell- oder dunkelbronze eloxiert. Insofern gab es dieses Material bei uns schon immer, aber diese dunklen, diese farbigen Eloxale traten mit dem Erfolg von Edelstahl immer mehr in den Hintergrund und man verkaufte plötzlich nur noch das natursilbrige Aluminium. Warum? Weil man diese silbrige Oberfläche haben wollte für seine eigene Architektursprache. Weil man es gerade so baute. Und Aluminium war dann oft die preisgünstige Alternative zu Edelstahl. Edelstahl war natürlich das Material, das preislich deutlich teurer war, fast doppelt so teuer wie Aluminium. Und wenn man sich das nicht leisten konnte, dann hat man natursilbriges Aluminium gewählt. Und wenn man so dazwischen lag, dann hat man für die Türklinken, weil die am meisten strapaziert und beansprucht wurden, Edelstahl gewählt und die Türklinken in untergeordneten Bereichen, wo die privaten Räume dann eher sind, oder an den Fenstern oder in den Kellertüren, da hat man dann Aluminium gewählt und an den Hauptüren dann doch am Ende Edelstahl.

Christoph Luchs: Wenn wir von den Materialien her kommen, dann kommen wir auch zur Form. Also durch das Material ist eine Form möglich. Also nicht jede Form lässt sich durch jedes Material beliebig herstellen. Vor allem dort, wo es ja sehr strapazierfähige Materialien gibt, wie zum Beispiel Edelstahl, braucht es ja auch besondere Herstellungstechniken. Wie sieht das denn eigentlich zukünftig aus? Bleibt Edelstahl die Wahl sozusagen? Oder wie ist das im Zusammenhang mit nachhaltiger Produktion, Recycling Materialien? Auch Aluminium wird ja recycelt. Zum Beispiel Apple hat hin und wieder auch Produkte, die mit Recycling Aluminium hergestellt werden, wo sie ganz bewusst darauf hinweisen, dass das auch recyceltes Aluminium ist und nicht nur neu produziertes. Wie sieht FSB das?

Wolfgang Reul: Also, wenn man bei FSB eine Edelstahl-Klinke kauft, dann wird die hergestellt aus 80 % recyceltem Edelstahl, also aus 80 % Sekundär-Edelstahl. Bei Aluminium verwenden wir im Moment eine Legierung aus AlMg3, also Aluminium mit 3 % Magnesium Anteilen. Das ist die Legierung, aus der sich am besten Türklinken vergiessen lassen und wir am Ende auch die Qualität bekommen, die wir nach außen geben.
Im Moment experimentieren wir sehr viel mit dem Material Aluminium und es läuft ein Forschungsprojekt, wo wir mit Sekundär-Aluminium gießen, mit dem Ziel, die Oberflächenqualität zu bekommen, die man auch mit unserer aktuellen Legierung bekommt.
Die Frage ist, wenn man mit Studierenden aus Architektur und Design spricht, und auch mit anderen Menschen, die die Frage nach nachhaltigen Materialien stellen, ob man auch damit zufrieden wäre, einen Türdrücker zu kaufen, der aus Sekundär-Aluminium hergestellt ist, der aber nicht mehr die Perfektion in der Oberfläche hat, die man bisher kennt. Dann nicken im Moment alle. Ob es in der Praxis dann auch so stattfindet, das wird dann die Zukunft zeigen. Aber wir sind da sehr nah dran. Wir haben mit unserer neuen Geschäftsführung zwei Personen, die nachhaltiges und verantwortungsvolles Produzieren in den Vordergrund stellen. Wir wollen so schnell wie möglich die CO2 neutrale Fabrik. Wir haben jetzt im Moment ganz viel Fotovoltaik installiert und produzieren 10 % unseres Energiebedarfs mittlerweile selbst. Das wird fortgesetzt, und da wollen wir einfach weiterkommen.
Das sind ganz wichtiger Parameter, die in den nächsten zwei, drei Jahren realisiert werden. Und da glauben wir auch, neue Trends und neue Entwicklungen setzen zu können. Also wir brauchen nicht jedes Jahr neue Gestaltungen von Türdrückern. Es gibt genügend erfolgreiche Designs aus der Vergangenheit. Teilweise liegen die schon 100 Jahre zurück, Entwürfe aus der Moderne, die heute noch so aktuell sind wie zu dieser Zeit. Aber wir brauchen sie in den richtigen Materialien. Das ist eigentlich die Zukunft, wie wir sie unter anderem sehen.

Christoph Luchs: Das heißt, die Formgebung ist nicht primär das Ziel des Designs, sondern erst einmal die Materialität und auch das Konzept der Nachhaltigkeit in der Umsetzung, aber auch der Zukunftsfähigkeit. Dass sie also zukunftsfähig sind für die nächsten 100 Jahre und da einfach auch jetzt einen Paradigmenwechsel herbeiführen müssen.

Wolfgang Reul: Also aus meiner persönlichen Sicht ja. Wir haben in den letzten Jahren ganz viele junge Leute bekommen. Ich bin jetzt schon im 35sten Berufsjahr bei FSB. Ich habe viele Dinge miterlebt, die ganzen Erfolge. Ich habe aber auch Phasen erlebt, wo man einfach mal auch auf dem Holzweg war. Und ich glaube, wir brauchen nicht jedes Jahr fünf neue Türdrücker-Designs, sondern es gibt genügend erfolgreiche Produkte, die auch heute noch so erfolgreich sind, dass man sie einfach nur weiterentwickeln muss. Und das ist, glaube ich, die Zukunft. Ich glaube auch, dass unserer heutigen Zeit komplett neuen Produkten, neuen Gestaltungen, die es fast gar nicht mehr gibt, weil das ist alles schon mal irgendwie dagewesen. Man gibt denen ja auch nicht mehr die Zeit, dass sie zu Design-Klassikern werden.

Christoph Luchs: Ein Türdrücker ist ja Teil einer Schließanlage, einer Tür, eines Türblattes, eines Durchgangs, eines Flures, einer Wand, eines gesamten Gebäudes. Von innen heraus gedacht, so habe ich auch die vier Gebote des Greifens verstanden, dass es nicht nur auf das Greifen selbst als Aktion, als Handlung zurückzuführen ist, sondern auch, dass man von der Tür oder vom Türdrücker bis hin ins Gebäude denkt. Ist das eine rein architektonische Sicht oder ist das eigentlich auch eine ergonomische? Oder aus heutiger Sicht würden wir sagen Usability Sicht, dass ich, wenn ich einen Türdrücker erfolgreich betätige und dabei auch eine angenehme Haptik habe und auch ein schönes Feedback, dass das eigentlich dann auch in das gesamte Gebäude übergeht, dass ich sage, mit dem Gebäude nehme ich Kontakt auf über die Türklinke.

Wolfgang Reul: Das liegt immer im Auge des Betrachters. Also die Türklinke ist eins der wenigen Details in der Architektur, wo der Mensch das Haus berührt. Es gibt vielleicht noch den Lichtschalter. Und wenn ich im Badezimmer oder in der Küche bin und den Wasserhahn aufdrehe, aber wenn ich ein Haus betrete, dann nehme ich einen Türgriff oder eine Türklinke in die Hand. Und wenn ich von einem Raum in den anderen gehe, benutze ich die Türklinke, um dieses neue Erlebnis des Betretens eines neuen Raumes zu beginnen.
Noch mal ganz anders ist das Erlebnis, wenn ich das Portal eines Sakralbaus öffne und dann in eine ganz andere Welt eintauche.
Als wir den Türklinken-Workshop 1986 mit Protagonisten der Postmoderne gemacht haben, gab es dort dazu ganz unterschiedliche Ansichten. Der eine sagte, die Türklinke muss gut in der Hand liegen. Mario Botta, Schweizer Architekt, damals Teilnehmer dieses Workshops, hat einfach auf die Frage, warum sein Türdrücker so kantig sich anfühlt, der hat einfach einen Edelstahl Flachstahl gebogen, gewinkelt und dann farbig beschichtet. Und dann hat er geantwortet: „Wenn man einen Botta-Türdrücker anfasst, dann soll man das auch zu spüren bekommen.“
Das liegt immer im Sinne des Betrachters. Wenn man die unterschiedlichen Entwürfe sieht und auch mit Kunden spricht, ist die Diskussion in der Bemusterung-Phase mit Architektinnen und mit Architekten immer so intensiv, dass man auch sehr stark über das Handform-Design spricht. Also liegt die Türklinke gut in der Hand oder sieht sie eher gut aus. In der Praxis sieht es dann am Ende so, dass es am Ende nur einen Bruchteil von Sekunden darstellt, wo ich die Türklinke in der Hand habe, um eine Tür zu öffnen oder zu schließen. Und oft ist es so, dass Produkte, die dem Auge eher schmeicheln, nicht so gut in der Hand liegen, und umgekehrt. Also Produkte, die gut in der Hand liegen, sagen die Menschen oft: „Ah, aber so richtig gut gefällt mir der nicht.“ Und da muss man für sich selbst die Entscheidung treffen, was man will und was man nicht will. Oft ist es so, dass Architekten für ihre eigene Architektur eher architektonisch geprägte Entwürfe wählen, die in die eigene Architektur passen, die dann vielleicht nicht immer so gut in der Hand liegen. Man kann aber auch ein gut gestaltetes Handformdesign in jeder Architektur unterbringen. Also die Haltungen dazu sind sehr unterschiedlich und jeder muss für sich die Lösungen finden.

Christoph Luchs: Aber es gibt jetzt nicht im Sinne von Produktkliniken Untersuchungen, welche Form am besten schmeichelt und funktional das beste Ergebnis liefert. Also es liegt quasi im Dialog mit der Architektur und der Anwendung, welche Türklinke letztendlich verwendet wird.

Wolfgang Reul: Ja, das sehe ich so, Sie haben aber jetzt noch mal das Stichwort Klinik- oder Krankenhausbau. Auch Pflegebereiche muss man dazunehmen, gegeben. Da kommen noch mal andere Aspekte dazu, nämlich der Aspekt der Hygiene. Und da ist halt die Frage, will man die Türklinke mit der Hand öffnen oder will man vielleicht den Ellbogen dazu benutzen? Wir haben für das Klinikum Nürnberg II in Nürnberg schon Mitte der 80er Jahre mit dem Fraunhofer Institut und mit anderen Persönlichkeiten einen Türdrücker entwickelt, der die optimale Form für Klinik- oder Pflegebereiche darstellt. Weil ich dort immer eine Flur Situation habe. Ich kann den Türdrücker durch den diagonalen Zugriff, weil ich so auf die Tür zugehe, anfassen. Ich kann aber auch gut durch die dreieckige Form dieses Griffes mit dem Ellbogen in diese Türklinke reinfahren, damit ich sie mit dem Ellbogen öffnen kann. Denn Pfleger, Pflegerinnen, Ärzte haben oft die Hände belegt, wenn sie diese Patientenzimmer betreten und im Zuge von Corona haben wir dann relativ schnell reagiert und haben noch mal eine neuere Entwicklung für diese Gebäudetypologien entwickelt, wo man mit dem Unterarm praktisch den Türdrücker betätigen kann.

Christoph Luchs: Sie haben dazu auch ein Forschungsprojekt in Braunschweig begleitet. Können Sie was dazu sagen?

Wolfgang Reul: Genau. In Braunschweig sind sehr viele. Das ist das KARMIN Projekt und es geht um das Patientenzimmer der Zukunft. Dort haben sich verschiedene Hersteller mit Forschern von der TU Braunschweig und dem Städtischen Klinikum Braunschweig zusammengetan, um das Patientenzimmer der Zukunft zu entwickeln. Wo es natürlich auch um diese Hygiene-Aspekte geht, aber auch um viele andere Aspekte. Das ist jetzt eröffnet worden im Sommer dieses Jahres in Braunschweig. Also der Hinweis an alle Planerinnen und Planer, die jetzt ein Krankenhaus planen oder umgestalten, sind aufgerufen, sich dieses Muster-Patientenzimmer anzuschauen, wenn sie möchten.

Christoph Luchs: Und das ist frei zugänglich oder muss man sich da anmelden?

Wolfgang Reul: Da muss man sich vorher anmelden. Und dann gibt es auch Ansprechpartner von der TU Braunschweig, die einem dann alle Aspekte, die man dort bisher entwickelt hat, erläutern und vorstellen.

[Musik]

Christoph Luchs: Lassen Sie uns über den Workshop sprechen, den FSB in Brakel organisiert hat. Sie haben Architektinnen und Architekten eingeladen, nach Brakel zu kommen, um Entwürfe sozusagen mitzubringen oder Ideen mitzubringen. Das klingt ja erst einmal sehr amüsant, wenn man sagt, man schreibt mal 20 Architektinnen und Architekten an, die werden ja garantiert alle vorbeikommen und dann sind die auch tatsächlich gekommen. Wie ist das gelungen?

Wolfgang Reul: Also die Idee dieses Workshops stammt von Jürgen Werner Braun. Man muss den Hinweis dazu geben, allerdings ohne das in Absprache mit unserem Mentor Otl Aicher zu machen. Braun besuchte eine Ausstellung über die Architektur der Postmoderne in Frankfurt, dem Deutschen Architekturmuseum und auf dem Flug Richtung Asien studierte er den Katalog zur Ausstellung und daraus wählte er Architekten aus, die er angeschrieben hat mit der Bitte und der Frage, ob sie sich vorstellen könnten, für einen anonymen Hersteller von Tür- und Fenster-Beschlägen eine Türklinke mit Longlife Charakter zu entwerfen. Also eine Türklinke, die man auch 20 oder 30 Jahre später noch an der Tür gerne sieht. Wer im Einzelnen alles eingeladen war, weiß ich nicht. Ich kenne also nicht diejenigen, die abgesagt haben, die also nicht teilgenommen haben. Aber es haben zehn renommierte Designer und Architekten der Postmoderne ihre Zusage gegeben. Und sie haben alle, nicht nur eine wie gewünscht, sondern jeder hat zwei, teilweise sogar drei Entwürfe abgeliefert. Die wurden dann im November 1986 in Brakel in der damaligen Gießerei der Öffentlichkeit vorgestellt. Und es waren die Feuilleton Redakteure der Architektur-Zeitschriften, aber auch der nationalen Tages- und Wochenzeitungen da und haben alle umfangreich über diesen Klinken-Workshop berichtet. Mit dabei waren unter anderem der Österreicher Hans Hollein, der Italiener Alessandro Mendini, aus dem Tessin in der Schweiz kamen Mario Botta dazu, der Peter Eisenman aus New York, der dann gut zehn Jahre später das Holocaust Mahnmal in Berlin gebaut hat, und einige andere. Von den Namen, die ich jetzt genannt habe, wurden die Entwürfe letztendlich auch in das FSB Sortiment übernommen und sie kamen gerade zu einer Zeit, wo dieses Umdenken in der Architektur stattfand und was wir damals noch nicht wussten, aber relativ schnell für uns feststellen konnten: Die Musterkoffer, in denen wir diese Entwürfe in die Architekturbüros getragen haben, das waren für uns die Türöffner. Dieser Workshop-Entwürfe waren für uns die Türöffner in die Architektur. Also sie kamen natürlich nicht in die großen Projekte, plante einen Architekt ein Krankenhaus oder eine Schule oder ein Rathaus, dann kamen nicht die Workshop-Klinken zum Einsatz, sondern typisches FSB Design, jetzt in Edelstahl Modell Frankfurt oder die klassischen U-Formen Modelle oder die sogenannte Ulmer Klinke. Die Workshop-Modelle bestellten die Architektinnen für ihre eigenen vier Wände. Also wenn man für die Bürotür oder für sich zu Hause neue Türklinken, neue Fenstergriffe brauchte, dann kam die Bestellung dreimal Botta, fünf mal Mendini, dreimal Hollein. Und so weiter und so fort.

Christoph Luchs: Sind daraus dann auch langfristige Klassiker geworden? Oder gab es auch einfach Entwürfe, die schlichtweg nicht umsetzbar waren oder die auch einfach gescheitert sind? Also wir wissen ja, in kreativen Prozessen kommt auch mal was nicht zustande. Insofern hört es sich im Nachhinein immer als wunderbare Erfolgsgeschichte an, aber wir wissen ja, jeder kreative Prozess hat auch ein Scheitern inbegriffen. Wo gab es das Scheitern? Vielleicht auch in diesem Workshop gab es auch Sachen, die sich nicht produzieren haben lassen oder Ideen, die einfach nach kurzer Zeit aus der Zeit gefallen sind.

Wolfgang Reul: Am Ende dieses Workshops lagen ungefähr 30 Entwürfe vor uns. Und was Otl Aicher vorher schon wusste, das haben wir an dieser Stelle gemerkt. Am Ende waren wir gar nicht mehr sicher, welches denn jetzt die richtigen Entwürfe für uns waren. Einige Entwürfe waren in der Praxis nicht zu produzieren, die schieden von vornherein aus, und bei anderen Modellen war das möglich oder wir haben das möglich gemacht. Oder wir haben es so lange modifiziert und daran gearbeitet, bis eine praktische Umsetzung möglich war. Sehr gefragt, aber mehr in der Theorie als in der Praxis waren die Entwürfe von Dieter Rams. Dieses typische Rams Design, was man vorher schon von anderen Produkten kannte, hat er auch in die Türklinke übertragen und das war in aller Munde. Aber die Gemeinde, die auch Rams-Klinken gekauft hat, die hielt sich letztendlich in Grenzen. Aber es gibt immer noch heute Fans oder auch Studierende, die eine Arbeit über Rams schreiben. Rams hat ja dieses Jahr seinen 90. Geburtstag gefeiert, melden sich immer noch und fragen nach nach Unterlagen über dieses Griffprogramm.
Es gibt Liebhaber, die fragen, ob sie denn noch Klinken kaufen können und wären bereit, hohe Summen dafür bezahlt zu bezahlen. Das ist allerdings nicht mehr möglich. Zum Jahrtausendwechsel, muss man sagen, waren fast alle dieser fünf Entwürfe, die damals in dem Katalog erschienen sind, aus den Katalogen verschwunden, weil die Nachfrage einfach nicht mehr da war. Übrig geblieben ist der Entwurf von Alessandro Mendini. Mendini war damals der Meinung, man muss die Türklinke nicht immer wieder neu erfinden, sondern man nimmt einfach erfolgreiche Produkte aus der Vergangenheit und interpretiert sie neu. Neu im Sinne zum Beispiel des Memphis Designs, also die Handhabe der sogenannten Gropius-Klinke mit einer bunt gesprenkelten Handhabe versehen. Das war unter anderem Mendinis Idee. Diese Varianten sind mittlerweile auch aus dem Katalog verschwunden und übrig geblieben sind die klassischen Mendini-Klinken Artikelnummer FSB 11 02 in den metallischen Oberflächen Aluminium, Edelstahl und Bronze. Und dann gibt es noch eine Variante mit einer schwarzen Terrazowand mit einer schwarzen Kunststoff Handhabe.

Christoph Luchs: Genau diese Klinke habe ich jetzt hier auch tatsächlich in der Hand. Die haben Sie hier zum Gespräch mitgebracht. Das heißt, ein Designprozess mit Kreativen kann auch zur Folge haben, dass man sich in die Geschichte zurückversetzt und dort Neues oder Altes interpretiert oder quasi aufwertet im Sinne des Redesign oder Remix, das man hinterher zu neuen Ergebnissen damit kommt. Ist das richtig?

Wolfgang Reul: Genau das ist, das ist richtig und das trifft eigentlich immer häufiger zu. Wenn ich mit Hochschulen in Kontakt bin, halte immer wieder Vorträge, da gibt es sogar einen Vortrag, der den Titel hat „Entwurf als Referenz“ also dann führe ich Beispiele an, mittlerweile fünf, sechs, sieben Stück, wo wir aufzeigen, dass erfolgreiche Produkte aus der Vergangenheit neu interpretiert wurden und zu erfolgreichen Produkten geworden sind. Da kann man eine ganze Reihe nennen. Neben dem Mendini wäre das zum Beispiel der Türdrücker von Jasper Morrison. Morrison war Ende der 1980er Jahren noch ein junger, unbekannter Designer und er hatte die Aufgabe, dieses typische Handform Design von Johannes Potente, das ein bisschen in die Jahre gekommen war, neu zu interpretieren. Das Ergebnis von Morrison stand zunächst einmal typisch für das Material Aluminium. Der Markt schrie dann relativ schnell nach Edelstahl und Morrison musste nachgeben, sodass wir die Klinke auch relativ schnell in dem Material Edelstahl fertigten. Aber sie gehört heute immer noch zu den erfolgreichsten Produkten in dem FSB Sortiment.

Christoph Luchs: Wodurch zeichnet sich denn jetzt die Morrison Klinke konkret aus im Vergleich zu den vorherigen Modellen?

Wolfgang Reul: Die Morrison Klinke ist zunächst mal ein stummer Diener zum Öffnen der Tür. Sie liegt unheimlich gut in der Hand. Also er hat die von Otl Aicher formulierten vier Gebote des Greifen perfekt umgesetzt. Morrison hat ja auch formuliert, dass eine Türklinke kein Dekor braucht. Das widerspiegelt sich in dieser Klinke perfekt. Und er sagt, eine Türklinke muss aus seiner Sicht gut in der Hand liegen und sie muss eine Geschichte erzählen.

Christoph Luchs: Jetzt ist es ja durchaus sehr gewagt, mit jungen Designerinnen und Designern einfach mal solche Experimente einzugehen. War das sozusagen inbegriffen, dass es auch hätte schiefgehen können? Oder war das schon so erfolgsversprechend, weil Morrison schon mit seinen innovativen Ideen damals schon quasi in einer zumindest kleinen Community bekannt wurde?

Wolfgang Reul: Das war damals sicherlich ein ein mutiges Wagnis, weil man ja zu Beginn eines Entwurfsprozesses nicht weiß, was am Ende dabei rauskommt. Und es gibt genügend Beispiele aus dieser Zeit, wo wir Klinken entworfen haben, die am Ende nicht wirklich erfolgreich waren, die uns aber Türen geöffnet haben. Also die Idee damals war ja, dass wir in unseren europäischen Nachbarländern Designer auswählen, um für den regionalen Markt dort Türklinken zu machen. Also die Idee ursprünglich war, dass wir für die Briten, für die Landsleute von Morrison eine Türklinke entwerfen, von einem ihrer Landsleute. Für die Franzosen haben wir Philippe Starck ausgewählt, für die Dänen Eric Magnussen, Franco Grivio für die Schweizer. Und viele dieser Entwürfe waren mehr oder weniger erfolgreich. Viele sind heute schon lange nicht mehr im Sortiment. Aber sie waren für diese Zeit damals für die Gespräche mit Architekten unheimlich wichtig und essenziell. Und sie haben dann am Ende zu dem nächsten Zufall geführt. In Berlin fiel die Mauer, alle Architekten pilgerten nach Berlin, haben das neue Berlin aufgebaut und hatten plötzlich gigantische Projekte mit riesigen Stückzahlen von Tür- und Fenstergriffen und sie suchten für ihre eigenen Projekte eigene Griffe. Und die Architekten kannten uns mittlerweile. Sie wussten, dass wir eine Kompetenz mit externen Entwerfern und mit externen Gestaltern hatten. Und so klopften dann in den 90er Jahren die Architekten des neuen Berlins bei uns an, um mit uns Türklinken für Berlin zu entwerfen.

Christoph Luchs: Das heißt, der Markt Berlin war dann dazu da, sich auch zu differenzieren, also der Wettbewerb unter den Architekturstilen und in der Architektursprache und auch das Sich Durchsetzen. Es wurden ja mehrere Architekten auch namhafte Architekten, damals beauftragt, mit solchen Großprojekten wie dem Sony Center beispielsweise und anderen dann, dass sozusagen die Architekten sich auch durch die Türklinken durchaus differenziert haben miteinander.

Wolfgang Reul: Oh ja, da gab es dann sehr unterschiedliche Entwürfe, die auch die die wilden 90er Jahre zum Teil nicht lange überlebt haben. Also es gab eine ganze Reihe von deutschen Architekten, die das neue Berlin mit ihren Bauten geprägt haben, mit denen wir Entwürfe realisiert haben. Dazu muss man vielleicht an erster Stelle Hans Kollhoff nennen, mit dem Klinker Turm am Potsdamer Platz.  Dazu gehörte aber auch damals Josef Paul Kleihues, der in der Kantstraße das Kant-Dreieck realisiert hat und eine ganze Reihe anderer. Es waren aber auch britische Architekten wie Richard Rogers, der am Potsdamer Platz für das Areal von Daimler Benz gebaut hat, oder auch dieses Industrie- und Handelskammer Gebäude von Nicolas Grimshaw. Also das waren ganz unterschiedliche, technisch geprägte Entwürfe, die vielleicht nur für die eigene Architektur in Frage kamen und darüber hinaus keine großen Freunde bekommen haben. Aber sie waren letztendlich für uns auch wieder irgendwie Türöffner für viele andere Projekte. Es gab dann, als das Berlin fertiggebaut war, ganz viele jüngere Architekten, die mal als junge Mitarbeiter Projektleiter in diesen Büros, die ich eben genannt habe, gearbeitet haben, die heute auch mittlerweile 50 und älter sind, die dann später mit uns wiederum Türklinken für ihre eigenen Projekte gemacht haben. Also das zieht sich so ein bisschen wie ein bunter Faden durch Berlin durch, will ich mal sagen.

Christoph Luchs: Kommen wir noch mal zurück zu Ihren Publikationen. FSB auf Tipp von Aicher hat Bücher produziert. Aicher hat sinngemäß gesagt Machen Sie doch Bücher oder machen Sie am besten ein Buch über das Greifen oder auch Begreifen. Daraus ist ja nicht nur ein Buch entstanden. Das sind sehr, sehr viele Bücher entstanden, Buchreihen. Die FAZ hat mal über FSB geschrieben,  FSB ist eigentlich ein Verlag mit angeschlossener Klinken Produktion. Wie ist das entstanden und wie entwickelt sich das so weiter? Wie kommt das bei den Kunden an und auch ist es letztendlich immer nur Mittel zum Zweck oder ist es wirklich auch Verkaufsmittel?

Wolfgang Reul: Also das sind jetzt mehrere Fragen hintereinander. Ich beginne mal mit der Aufforderung von Aicher, über unser Schaffen nachzudenken. Daraus ist dieses Buch „Greifen und Griffe“ entstanden, das ist dieses goldfarbene Buch, was ich jetzt hier in den Händen halte und es beschäftigt sich im Generellen mit dem Thema Greifen und Griffe. Das beginnt mit dem Faustkeil, den die Menschen in der Steinzeit schon so gestaltet haben, dass er gut in der Hand liegt, um das Wild zu erlegen, um Nahrung zu bekommen. Und es beschäftigt sich dann mit Scheren, mit Schlüsseln, mit Werkzeugen, mit einem Hammer, mit Zahnarztbestecken und ganz vielen Dingen, die Menschen in die Hand nehmen, um irgendetwas damit zu bewirken. Und ganz am Ende sprechen wir auf den letzten Seiten noch einmal über Türklinken, über die vier Gebote des Greifens, über das Haus Wittgenstein und die Wittgenstein-Klinke. Also erst ganz am Ende sprechen wir über unser eigenes Tun. Das war im Prinzip der Startschuss für eine Buchreihe, die sich mit dem Thema Greifen und Griffe im konkreten Sinn auseinandergesetzt hat. Danach sind insgesamt weitere 15 Bücher entstanden, die sich mit diesem Themenkomplex beschäftigen. An den ersten fünf hat Aicher noch selbst mitgewirkt. Danach ist er dann durch den tragischen Unfall ums Leben gekommen.
Und wir haben es aber dann geschafft, auch ohne ihn noch in weiteren Bänden bis zu Band 16, der sich mit den Händen des Architekten Le Corbusier beschäftigt, diese Bücher zu publizieren. Die Bücher erschienen immer zur Buchmesse in Frankfurt, die jetzt, übermorgen ja wieder beginnt. Und sie lagen dann pünktlich zum Weihnachtsfest bei den Architektinnen und Architekten unter dem Weihnachtsbaum.
Dass wir das Bücherschreiben dann am Ende auch nach dieser Edition fortgesetzt haben, das war für uns jetzt keine Überraschung. Die Problematik stellte sich da, ein neues Thema zu finden, denn mit dem sechszehnten Band über Corbusiers Hände war die Buchreihe abgeschlossen und es galt jetzt, ein Thema zu finden, um das Bücherschreiben fortzusetzen. Und es gab den Zufall oder auch nicht den Zufall. Bei uns in Ostwestfalen findet im Sommer immer das Literatur und Musikfest „Wege durch das Land“ statt, in dem es eben in erster Linie um klassische Literaturthemen geht, zu denen prominente Schauspieler aus der Theater- und Fernsehwelt nach Ostwestfalen eingeladen werden, um aus der Literatur zu lesen. Und es gab dann immer eine sogenannte Rede im Rahmen dieses Sommerfestivals, immer eine Rede zur Architektur. Die erste Rede hielt Peter Zumthor. Danach kam Mario Botta. Ryue Nishizawa von Sanaa war einer der Gäste, auch wieder Peter Eisenman. Und zuletzt, darauf sind wir stolz, waren auch noch zwei Architektinnen in Ostwestfalen, um diese Rede zur Architektur halten zu dürfen, nämlich die indische Architektin Anupama Kundoo und die mexikanische Architektin Tatjana Bilbao. Diese Reden zur Architektur wurden dann immer gut anderthalb Jahre später von FSB publiziert und sind im Rahmen einer insgesamt 13 bändigen Edition als Nachfolger zu dieser Aicher geprägten Edition entstanden und landeten dann am Ende auch immer wieder bei den Architekten pünktlich zum Weihnachtsfest auf dem so genannten Gabentisch. Und sie waren, so glaube ich zumindest, das hörte man ja dann aus dem Feedback heraus, immer schöne Geschenke, weil die Architekten und die Architektinnenen Literatur hatten, mit der man sich um die Feiertage zwischen Weihnachten und Silvester gerne beschäftigt. Es waren angenehm schöne Architekturtexte und sie konnten das eine oder andere, was in dem Buch formulierte, auch immer wieder mal selbst verwenden, wenn sie denn mal als Vorsitzender oder Vorsitzende einer Jury für ein Bauvorhaben oder eine Laudatio auf einen Geburtstag von einem Kollegen halten durften, verwenden.

Christoph Luchs: Ist das Büchermachen heute noch zeitgemäß? Als Industrieunternehmen haben Sie damit angefangen, wahrscheinlich als einer der wenigen Industrieunternehmen überhaupt, die Bücher selber aufzulegen. Das ist ja äußerst ungewöhnlich. Normalerweise machen das Verlage, oder man organisiert es mit Autoren. Es gibt ja auch viele Autorinnen, Autoren, die für die Industrie schreiben, die also Industriekultur beschreiben oder die Unternehmensgeschichte aufbereiten. Jetzt machen Sie das ja quasi von alleine, also aus sich heraus als Unternehmen in Kooperation, in dem Fall hier mit Architektinnen und Architekten. Ist es noch zeitgemäß im Sinne der Generation Z, der Digital Natives, die quasi das Internet als zweite Heimat erleben, und dann so etwas dagegen zu halten wie ein dingliches Buch? Wie ist das? Wie sehen Sie das heute?

Wolfgang Reul: Also, das ist eine Frage, die bei uns auch gestellt wird und immer wieder heiß und kontrovers diskutiert wird. Ich persönlich glaube, dass das Buch nach wie vor eine Zukunft hat. Mit dem Eintritt unserer beiden aktuellen Geschäftsführer, die das ähnlich sehen, wird das auch weiter unterstützt. Das freut mich. Die große Herausforderung ist, wie kann ich die junge Generation für diese Bücher erreichen? Also ich glaube, dass Bücher nach wie vor gelesen werden. Man muss sich halt sehr genau überlegen, wie man wahrscheinlich auch über Social Media Kanäle die jungen Menschen für diese Publikationen begeistern kann. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir mit diesen beiden von mir zuletzt genannten Architektinnen Tatjana Bilbao und Anupama Kundoo teilweise auch Rundreisen gemacht haben, wo die Architektinnen an Hochschulen über ihr Werk berichtet haben. Und wenn dann zum Abschluss angekündigt wurde, dass unser Buch über Anupama oder Tatjana Bilbao an einer bestimmten Stelle ausliegt und die Studentinnen und Studenten können sich ein Exemplar nehmen, dann war dieser Büchertisch innerhalb von fünf Minuten leergeräumt. Und das bestätigt uns eigentlich in der Tatsache, dass das nicht zu Ende ist.
Die Schwierigkeit besteht sicher auch darin, nochmal eine Buchreihe zu entwickeln, mit der man fünf bis acht Bände hintereinander schalten kann. Themen zu finden, die auch so lange die Menschen begeistern, das ist sicherlich eine Herausforderung. Zuletzt entstanden Bücher, die waren immer isoliert von anderen, die waren unabhängig. Jedes Buch stand für sich alleine. Ich würde mir wünschen, wenn wir noch mal eine Idee entwickeln, die es erlaubt, eine ganze Reihe von Bänden hintereinander zu schalten, um am Ende wieder eine Edition vorlegen zu können.

[Musik]

Christoph Luchs: Haben Sie Lust auf ein Spiel?

Wolfgang Reul: Gerne. Ich lasse mich gerne überraschen.

Christoph Luchs: Wir spielen das AB- Spiel. Es geht darum, dass ich Ihnen gleich zwei Begriffe nenne. Und Sie müssen sich in Windeseile für einen dieser Begriffe entscheiden. Sie dürfen aber auch einen dritten Begriff frei assoziieren, wenn Sie möchten, wenn Sie sich für diese beiden nicht entscheiden können, beispielsweise. Das ist Ihr Joker. Ansonsten ist das Spiel aus dem Buch „Langsames Denken und schnelles Denken“ von Daniel Kahnemann entlehnt. Und darum geht es einfach im Buch selbst, um Entscheidungsprozesse, die im Alltag passieren, zum Beispiel eine Türklinke zu drücken oder die Tür aufstehen zu lassen. Dass das eigentlich keine bewusste Entscheidung ist, sondern eine Handlung, die ich im Alltag habe. Und dass ich hundertfache Entscheidungen im Alltag tätige durch schnelles Denken in dem Sinne, dass dieser Gedankenprozess sehr schnell gebahnt ist und auch trainiert ist und das langsame Denken eher das philosophische Denken ist. Und auch vielleicht das Arbeitsdenken, könnte man sagen. Ja, wir fangen einfach an! Sind Sie bereit?

Wolfgang Reul: Ja, gut.

Christoph Luchs: Hell oder dunkel?

Wolfgang Reul: Hell?

Christoph Luchs: Aufstehen oder liegenbleiben?

Wolfgang Reul: Aufstehen.

Christoph Luchs: Sonne oder Regen.

Wolfgang Reul: Sonne.

Christoph Luchs: Sonne oder Schnee.

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Frühling oder Sommer.

Wolfgang Reul: Sommer.

Christoph Luchs: Sommer oder Herbst.

Wolfgang Reul: Sommer.

Christoph Luchs: Sommer oder Winter.

Wolfgang Reul: Sommer.

Christoph Luchs:  Wecker oder Smartphone.

Wolfgang Reul: Smartphone.

Christoph Luchs: Eule oder Lerche.

Wolfgang Reul: Lerche.

Christoph Luchs: Lerche oder Hahn.

Wolfgang Reul: Lerche.

Christoph Luchs: Ostwestfalen oder Vogelsberg.

Wolfgang Reul: Vogelsberg.

Christoph Luchs: Radio oder Playlist.

Wolfgang Reul: Radio.

Christoph Luchs: Playlist oder CD.

Wolfgang Reul: Playlist.

Christoph Luchs: Lieblingssongs oder Playlist des Tages.

Wolfgang Reul: Lieblingssongs.

Christoph Luchs: Spotify oder Apple Music.

Wolfgang Reul: Spotify.

Christoph Luchs: Brot oder Brötchen.

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Süß oder herzhaft.

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Ei oder kein Ei.

Wolfgang Reul: Ei.

Christoph Luchs: Weich oder hart.

Wolfgang Reul: Weich.

Christoph Luchs: Tee oder Kaffee.

Wolfgang Reul: Kaffee.

Christoph Luchs: Filterkaffee oder Espresso.

Wolfgang Reul: Espresso.

Christoph Luchs: Tee oder Wasser.

Wolfgang Reul: Tee.

Christoph Luchs: Still oder mit Kohlensäure.

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Medium oder laut.

Wolfgang Reul: Medium.

Christoph Luchs: Kopfhörer oder Boxen.

Wolfgang Reul: Kopfhörer.

Christoph Luchs: Airpods oder On Air.

Wolfgang Reul: Airpods.

Christoph Luchs:  Pop oder Rock.

Wolfgang Reul: Rock.

Christoph Luchs: Rock oder Rap.

Wolfgang Reul: Rock.

Christoph Luchs: Sixties oder Seventies.

Wolfgang Reul: Sixties.

Christoph Luchs: Morrison oder Jagger.

Wolfgang Reul: Morrison.

Christoph Luchs: Morrison oder Lennon.

Wolfgang Reul: Morrison.

Christoph Luchs: Jim oder Jasper.

Wolfgang Reul: Jasper.

Christoph Luchs: Jazz oder Klassik.

Wolfgang Reul: Jazz.

Christoph Luchs: Jazz oder HipHop.

Wolfgang Reul: Jazz.

Christoph Luchs: Old School oder New School.

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Analog oder digital?

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Analog oder digital.

Wolfgang Reul: analog.

Christoph Luchs: Bleistift oder Apple Pen.

Wolfgang Reul: Bleistift.

Christoph Luchs: Bleistift oder Füller.

Wolfgang Reul: Füller.

Christoph Luchs: Lamy oder Geha.

Wolfgang Reul: Lamy.

Christoph Luchs: Zeichnen oder konstruieren.

Wolfgang Reul: Zeichnen.

Christoph Luchs: Zeichnen oder radieren.

Wolfgang Reul: Zeichnen.

Christoph Luchs: Zeichnen oder Krakelei.

Wolfgang Reul: Krakelei.

Christoph Luchs:  3D oder Modell.

Wolfgang Reul: 3D Modell.

Christoph Luchs: Augmented Reality oder Metaverse.

Wolfgang Reul: Augmented Reality.

Christoph Luchs: 3D Drucker oder Kokillen.

Wolfgang Reul: Kokillen.

Christoph Luchs: Stegreif Entwurf oder Design Thinking.

Wolfgang Reul: Design Thinking.

Christoph Luchs: Entwurf oder Design Sprint.

Wolfgang Reul: Entwurf.

Christoph Luchs: Begreifen oder ergreifen?

Wolfgang Reul: Begreifen.

Christoph Luchs: Eingebung oder Zufall?

Wolfgang Reul: Zufall.

Christoph Luchs: Zufall oder Vorsehung?

Wolfgang Reul: Zufall.

Christoph Luchs: Zehn Gebote oder vier Gebote?

Wolfgang Reul: Vier Gebote.

Christoph Luchs: 13 05 oder 11 47.

Wolfgang Reul: 11 47.

Christoph Luchs: 11 44 oder 12 8 9.

Wolfgang Reul: Noch mal die erste Nummer.

Christoph Luchs: 11 44 oder 12 8 9.

Wolfgang Reul: 11 44.

Christoph Luchs: Stil oder Trend.

Wolfgang Reul: Stil?

Christoph Luchs: Oberflächlich oder nachhaltig?

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Super normal oder 365 plus.

Wolfgang Reul: Super normal.

Christoph Luchs: Super normal oder ikonisch?

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Aluminium oder Edelstahl?

Wolfgang Reul: Aluminium.

Christoph Luchs: Deutschland oder Italien.

Wolfgang Reul: Italien.

Christoph Luchs: Madrid oder Mailand.

Wolfgang Reul: Mailand.

Christoph Luchs: Brakel oder Mailand.

Wolfgang Reul: Mailand.

Christoph Luchs: Mancini oder Mendini.

Wolfgang Reul: Mendini.

Christoph Luchs: Mendini oder Rams.

Wolfgang Reul: Mendini.

Christoph Luchs: Ulm oder Dessau.

Wolfgang Reul: Dessau.

Christoph Luchs: Dessau oder Memphis.

Wolfgang Reul: Dessau.

Christoph Luchs: Rund oder eckig.

Wolfgang Reul: Eckig.

Christoph Luchs: Rund oder oval.

Wolfgang Reul: Rund.

Christoph Luchs: Schwarz oder weiß.

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Grau oder bunt.

Wolfgang Reul: Bunt.

Christoph Luchs: Gestreift oder gemustert.

Wolfgang Reul: Gestreift.

Christoph Luchs: Muster oder kein Muster.

Wolfgang Reul: Muster.

Christoph Luchs: Glatt oder rau.

Wolfgang Reul: Rau.

Christoph Luchs: Rau oder gewellt.

Wolfgang Reul: Rau.

Christoph Luchs: Gewellt oder geschwungen.

Wolfgang Reul: Geschwungen.

Christoph Luchs: Geordnet oder kreatives Chaos.

Wolfgang Reul: Kreatives Chaos.

Christoph Luchs: Perfektion oder Einfallsreichtum?

Wolfgang Reul: Einfallsreichtum.

Christoph Luchs: Ergonomie oder Usability?

Wolfgang Reul: Ergonomie.

Christoph Luchs: Design oder Experience.

Wolfgang Reul: Design.

Christoph Luchs: Kritik oder Verriss?

Wolfgang Reul: Kritik.

Christoph Luchs: Kritik oder Dialog?

Wolfgang Reul: Dialog.

Christoph Luchs: Dialog oder Katalog.

Wolfgang Reul: Dialog.

Christoph Luchs: Messe oder Onlineshop.

Wolfgang Reul: Messe.

Christoph Luchs: Livestream oder Download?

Wolfgang Reul: Livestream.

Christoph Luchs: Kontakt oder Follower.

Wolfgang Reul: Follower.

Christoph Luchs: Visitenkarte oder Netzwerk.

Wolfgang Reul: Visitenkarte.

Christoph Luchs: LinkedIn oder Xing.

Wolfgang Reul: LinkedIn.

Christoph Luchs: Business Class oder Economy Class.

Wolfgang Reul: Economy Class.

Christoph Luchs: Auto oder Zug.

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Zug oder Flugzeug.

Wolfgang Reul: Beides.

Christoph Luchs: Taxi oder E-Roller.

Wolfgang Reul: Taxi.

Christoph Luchs: Treppe oder Fahrstuhl.

Wolfgang Reul: Treppe.

Christoph Luchs: Nach oben oder nach unten.

Wolfgang Reul: Nach oben.

Christoph Luchs: Parkdeck oder Penthouse.

Wolfgang Reul: Penthouse.

Christoph Luchs: Wohnung oder Apartment.

Wolfgang Reul: Wohnung.

Christoph Luchs: Schiebetür oder manuelle Tür.

Wolfgang Reul: Schiebetür.

Christoph Luchs: Zugangskontrolle oder Schlüssel.

Wolfgang Reul: Schlüssel.

Christoph Luchs: Zahlencode oder Fingerabdruck.

Wolfgang Reul: Fingerabdruck.

Christoph Luchs: Türklinke oder Türdrücker.

Wolfgang Reul: Türklinke.

Christoph Luchs: Türdrücker oder Türknopf.

Wolfgang Reul: Türdrücker.

Christoph Luchs: Fenster auf oder Fenster zu.

Wolfgang Reul: Fenster auf.

Christoph Luchs: Tür auf oder Tür zu.

Wolfgang Reul: Tür auf.

Christoph Luchs: Dankeschön.

Wolfgang Reul: Ist spannend. Bei einigen wären mir jetzt direkt für ein paar Kommentare dazu eingefallen.

Christoph Luchs: Ja, bei welchen?

Wolfgang Reul: Ja, da müsste ich sie noch mal lesen.

Christoph Luchs: Ich möchte noch mal zurückkommen auf das Zeichnen an sich und auf den Entwurfsprozess. Nebenbei gibt es auch auf Ihrer Website, habe ich gesehen, Krakelei aus Braklen. [lacht] Wer kam denn auf diese Verhonepiepelung?

Wolfgang Reul: Muss ich ehrlich gesagt haben, weiß ich jetzt gar nicht.

Christoph Luchs: Okay, also für alle, die das noch nicht gesehen haben. Auf der Website von FSB gibt es einen Unterbereich mit diesen Krakeleien, das sind einfach ganz simple Zeichnungen und Skizzen, die kleine Geschichten erzählen. Also wie eine Art Comic, kann ich mir das vorstellen?

Wolfgang Reul: Ja, das war eine Werbekampagne in den gefühlt Mitte der 2000er Jahre. Das war die Zeit, wo wir nach der Ära Braun einen neuen Marketingleiter bekommen haben. Und wir hatten ja in den 1990er Jahren sehr erfolgreiche Werbekampagnen und das war die erste Werbekampagne, die er mit seiner neuen Mannschaft realisiert hat. Und das waren Comics, die wir erzählt haben.

Christoph Luchs: Wenn wir noch mal auf den Entwurfsprozess zurückkommen, geht es ja eben gerade auch darum, was ich für Werkzeuge eigentlich zum Entwerfen verwende. Und tatsächlich gibt es ja immer noch viele Menschen, die zeichnen, auch viele Entwerfer, das aber durchaus auch schon mal auf dem Tablet. Und dann wird ja auch schon im nächsten Schritt konstruiert. Wie ist das eigentlich heute und wie ist das eventuell auch zukünftig? Wird eigentlich schon viel dreidimensional modelliert? Kann man das eigentlich so gut? Gibt es auch Entwurfstechniken oder Visualisierungstechniken, die Sie anwenden, auch im Zusammenhang mit Architektur? Architektur ist ja wirklich eine ganz große Spielfläche. Ich sage mal, durch die Architektur ist ja durchaus das ganze Computer aided Design oder CAD entstanden und damit auch die Visualisierung von Entwürfen. Auch wenn Architektinnen und Architekten da sehr unterschiedliche Meinungen zur Visualisierung haben und auch Ansichten, spielt das doch eine sehr große Rolle. Gebäude in der richtigen Beleuchtung, Sonnenstand, Licht, Situation, auch Benutzung, ein digitaler Walkthrough, in dem ich durch das Gebäude durchlaufe, alles damit zu visualisieren. Wie machen Sie das? Wie setzen Sie sich damit ein? Was was spielt FSB dort in diesem Bereich für eine Rolle?

Wolfgang Reul: Also grundsätzlich entsteht bei uns Produktdesign durch unterschiedliche Prozesse. Man muss immer unterscheiden, ob wir Entwurfsdesign mit Externen, also mit Architektinnen oder Architekten oder Designern machen oder ob Design bei uns im Haus entsteht in unserer eigenen Design-Abteilung.

Christoph Luchs: Wie groß ist die Design-Abteilung, wenn ich fragen darf?

Wolfgang Reul: Also das sind zwei Kollegen und aktuell haben wir eine Studentin, die ungefähr vier, fünf, sechs Monate Praktikum macht. Die hat jetzt gerade begonnen Anfang des Monats. Ich habe mal kurz mit ihr sprechen können. Ansonsten war ich viel unterwegs, aber die sind in der Regel so 4 bis 6 Monate bei uns und machen dann Design Praktikum.
Und grundsätzlich entsteht bei uns Design, wenn wir jetzt mal so wie wir das intern machen, erst mal dadurch, dass wir uns umschauen auf dem Markt. Wir beobachten die Wettbewerber, wir sind aber auch auf Messen live oder jetzt virtuell unterwegs. Wir durchblättern die Fachzeitschriften, wir lesen viel über Materialien, über Design. Wir sind aber auch auf den Messen, wo über Materialien und so gesprochenn wird. Wir wissen ziemlich genau, über was man so aktuell spricht. Und dann hat man so ein bisschen ab und zu auch im Gefühl, was passiert in der Branche und dann werden in der Regel am CAD Entwürfe gemacht, ab und zu vielleicht auch noch mal eine Handskizze im ersten Schritt. Aber es sind in der Regel schon die Arbeiten am Computer, wo dann über 3D Programme Ideen entwickelt werden. Und wenn man dann auch mit der Produktentwicklung der Meinung ist, so könnte der Entwurf aussehen, dann beginnt man die Modelle 3D zu drucken und dann hat man die physische Klinke in der Hand oder das Produkt und dann kann man sagen, liegt gut in der Hand oder hier und da muss noch ein bisschen gearbeitet werden, Radius muss vergrößert oder verkleinert werden oder noch ein bisschen mehr Material hinzugefügt werden. Und dann wird so lange daran gearbeitet, bis alle davon überzeugt sind, dass das jetzt der finale Entwurf ist. Und dann geht man dazu über, aus Metall mal ein Metallstück zu fräsen, um dann auch das Original mal in Händen halten zu können. So entsteht bei uns eigentlich Produktdesign.

Christoph Luchs: Kommen wir noch zu den aktuellen Produkten. Sie haben gerade einen Design Preis abgeräumt, wenn man das mal so sagen darf, für das Iconic Design. Worum geht es da? Welches Produkt wurde ausgewählt und präsentiert und wie sieht es denn sonst im Produktportfolio aus? Weil Sie produzieren ja auch nicht nur Türklinken.

Wolfgang Reul: Was Sie eben angesprochen haben, ist der Iconic Design Award. Den haben wir aktuell Anfang des Monats bekommen für ein Türklinken Design. Das ist die Türklinke FSB 12 89, das ist ein Inhouse Design, entworfen von Michael Schmidt und Markus Michalsky. Das ist eine Aluminium-Türklinke, die man als Handschmeichler bezeichnen kann und die besonders schön anmutet in den dunklen Eloxalfarben. Das kann man vielleicht grundsätzlich zu diesem Design sagen. Und FSB Produkte bestechen eigentlich immer dadurch, dass wir nicht nur von einer Türklinke sprechen oder es gibt bei uns nie immer nur die Türklinke für die normale Wohnraumtür, sondern wir haben auch immer passende Varianten für die Fluchttür oder Türdrücker am Ende hin geschlossen sein muss für die Rahmentür, wo der Türdrücker am Daumen verkröpft sein muss, damit ich den Daumen nicht beim Durchdrücken der Tür verletze. Es gibt aber auch Stoßgriffe oder Muschelgriffe, immer mehr Wohnhäuser, Einfamilienhäuser oder auch große Wohnanlagen in den Metropolen mit 100 oder 150 Wohnungen haben auch sogenannte Hebelschiebetüren. Das heißt auch da gibt es die Varianten. Oder wenn ich im Altbau eine Sanierung habe, dann spreche von Kreuzoliven und das alles bietet dieses Griffprogramm und das gibt es im Moment in dem Material Aluminium. Und wenn sich das nicht nur diesen Preis, den wir da bekommen haben, erfolgreich auszeichnet, sondern auch die Umsatzerwartungen erfüllt, dann werden wir sicher darüber nachdenken, diesen Entwurf auch in Edelstahl zu fertigen. Und darüber hinaus gibt es bei uns immer wieder neue Produkte, neue Materialien, neue Oberflächen. Da ist in den letzten 15 Jahren sehr viel entstanden.
Nach dem Jahrtausendwechsel gab es einen Stillstand in der Konjunktur, das neue Berlin war gebaut, und es ging nicht so richtig weiter. Und dann haben wir unser Portfolio dahingehend verändert, dass wir barrierefreie Griffsysteme, also Haltegriffe und unterstützende Produkte, die man für Menschen mit Behinderungen, auch temporär mit Behinderungen, dort einsetzen kann. Und das ist ein sehr erfolgreiches Produkt. Noch erfolgreicher als in Deutschland ist es eigentlich in den Nachbarländern Belgien und Schweiz, weil man da auch bereit ist, für diese Architektur, in Krankenhäusern, in Pflegeheimen, in Altenwohnheimen mehr Geld auszugeben, mehr zu investieren. Und das Produkt zeichnet sich dadurch aus, dass wir nicht dem Mainstream folgend einen runden Querschnitt, sondern einen ovalen Querschnitt gewählt haben. Denn die Hand greift nicht rund, sondern die Hand greift oval. Das sehen wir sehr beispielhaft, immer wenn wir in einem Baumarkt in der Werkzeugabteilung sind und wir brauchen einen Hammer, eine Axt oder ein Beil. Die Holzgriffe, die man da vorfindet, haben immer einen ovalen Querschnitt.

Christoph Luchs: Und genau so ein Muster habe ich jetzt hier auch in der Hand, ein Edelstahlstück, auf der einen Hälfte rund kreisrund und auf der anderen Seite oval gefertigt. Und ich muss auch sagen, es greift sich im ovalen deutlich geschlossener, fester und ich habe auch mehr Kontrolle, das heißt ich kann auch eine größere Hebelkraft rein manuell ausführen über kleine Wege und besonders Menschen, die ja wirklich sehr stark körperlich beeinträchtigt sind und wirklich jede kleinste Unterstützung haben, die rutschen eher an so einem Rundrohr einfach ab und mit einem ovalen Querschnitt haben sie doch durchaus im Handgelenk noch die Möglichkeit, eine kleine Hebelkraft auszuführen, um so mehr Festigkeit zu erlangen. Ist es letztendlich ergonomisch das Ziel oder das Detail, was dann darin steckt, einen ovalen Querschnitt zu verwenden?

Wolfgang Reul: Besser hätte ich es jetzt nicht beschreiben können. Wunderbar, vielen Dank dafür. Der Designer, der das entworfen hat, Hartmut Weisse, war immer jemand aus der Praxis. Der hat sich immer erst, bevor er entworfen hat, angeschaut: Wie nutzen die Menschen ein Produkt? Wie gehen sie auf einen Türdrücker, auf einen Haltegriff in einer Dusche oder im Bad, oder eben in einem Flur im Krankenhaus zu? Und wie greifen sie? Und darauf hat er die Gestaltung aufgebaut, und das hat ihn am Ende ausgezeichnet. Und mit diesem Oval, das ja nicht nur oval ist, sondern das auch montiert, 45 Grad schräg gestellt ist. Das heißt, wenn ich jetzt mit dem Kopf senkrecht unter einer Dusche stehe, dann stehe ich ja immer 45, 50 Zentimeter von diesem Haltegriff entfernt. Wenn ich dann den Arm 45 Grad Richtung Griff abwinkle, dann greift die Hand schräg zu und der Griff ist in dem Moment dann besonders sicher oder wesentlich sicherer als bei einem runden Rohr. Wenn diese Griffe auch noch nass sind, also mit Tropfen behaftet sind. Und das zeichnet sie am Ende aus, abgesehen davon, dass sie dafür auch gut gestaltet sind. Also wenn man heute in barrierefreie Bäder kommt, dann schlägt man ja oft auch mal die Hände vor dem Kopf zusammen, weil das so fürchterlich und so grauenhaft aussieht. Mit diesen Produkten kann man auch noch gut gestalten.

Christoph Luchs: Ja, ich würde gerne zum Schluss unseres Podcasts einfach an Sie direkt die Frage stellen. Was motiviert Sie denn am meisten aus Ihrer Erfahrung heraus? Über 30 Jahre bei FSB als Markenbotschafter heute unterwegs? Was motiviert Sie denn dabei, heute immer noch diese Begeisterung für Türklinken und für die Produkte von FSB aufzubringen?

Wolfgang Reul: Also es gibt im Wesentlichen zwei Aspekte dabei, oder eigentlich gibt es drei. Der Anlass, warum ich den Vertrag damals unterschrieben habe. Ich war mir da sehr unsicher aus dem Süden, wo es immer drei, vier Grad wärmer war als im Norden in die ostwestfälischen Provinz zu ziehen. Die Kollegen und Kolleginnen mögen mir den Begriff verzeihen, aber die letzte Entscheidung fiel, als man mir bei der Verabschiedung bei dem zweiten Bewerbungsgespräch die ersten beiden Bücher mitgegeben hat. Also ich habe in der elften Klasse eine Deutschlehrerin gehabt, die hat bei mir irgendwie die Liebe zur Literatur entdeckt. Und jetzt noch in einem Beruf arbeiten zu können, wo man banale Allerweltsprodukte, sprich Türklinken, verkauft und dazu auch noch Bücher verteilen darf. Was Schöneres gab es jetzt am Ende nicht. Zum anderen ist es uns gelungen, eigentlich jedes Jahr neue Themen zu entwickeln, über die man sprechen kann. Bei unseren Zielgruppen, für mich jetzt in erster Linie bei den Architektinnen und Architekten. Also es wurde nie langweilig. Wenn man ein Thema im November dann zum 100, 200, 300sten Mal besprochen hatte, dann freute man sich auf das nächste Jahr, weil da kam wieder ein neues spannendes Thema. Und zum anderen ist es natürlich so, wenn man die Kunden über so viele Jahre kennt und sie freuen sich immer noch, wenn man sich sieht, weil man gespannt ist: Was hat Herr Reul Neues zu erzählen? Was hat er vielleicht für ein neues Buch dabei? Was können wir vielleicht für eine Veranstaltung machen? Können wir wieder einen schönen Film zeigen? Können wir eine Semesterarbeit machen? Solange diese Fragen immer noch kommen und man sich freut, die Leute zu sehen, dann ist das schön. Und solange macht das Spaß.
Ich habe jetzt zum Beispiel diese Woche bin ich noch auf der „Architekt at Work“ in Berlin und am Freitag Nachmittag wird der stellvertretende Chefredakteur der Bauwelt, der Kai Geipel, verabschiedet. Das ist ein Symposium in der Galerie Aedes, wo es um die Zukunft der europäischen Stadt geht. Und da sind 100 Gäste eingeladen, und ich habe eine Einladung bekommen, und das ist schön.

Christoph Luchs: Ja, wenn ich mich über FSB informieren will, gibt es die Website von FSB, aber es gibt auch noch eine Menge, die ich dort kostenfrei bestellen kann. Für alle Kreativen, die sich jetzt darauf stürzen möchten, das Universum von Türklinken zu erforschen. Was haben Sie für einen Hinweis dazu? Was bietet der FSB alles an?

Wolfgang Reul: Also wir haben zunächst für diejenigen, die im Tagesgeschäft Rat und Tat brauchen, Planer, Handwerker, Händler, gibt es die Kolleginnen und Kollegen, die für diese Antworten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es gibt den FSB-Chat und wir stellen fest, dass immer mehr Leute, ich sag jetzt mal, die reale Kommunikation am Telefon scheuen und lieber alles über Chat machen. Vielleicht weil sie dann sicher alles irgendwie nachvollziehen können. Vielleicht hat es auch andere Motive. Wir haben Produktunterlagen digital und gedruckt. In letzter Zeit immer mehr digital dann auch. Wir sind über die Kanäle LinkedIn ganz gut erreichbar. Einige meiner Kollegen im Außendienst, ich auch. Ich persönlich habe seit gut anderthalb Jahren mit LinkedIn und mit Instagram meinen Frieden geschlossen. Mittlerweile bin ich begeistert. Mir macht das sehr viel Spaß. Wir stellen, wenn Architekten planen und Muster Collagen erstellen, auf Wunsch nicht maßlos, aber in einem passenden Rahmen auch Muster zur Verfügung. Die Kollegen im Außendienst besuchen die Kunden, die Architektinnen, die Architekten vor Ort, um dort mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, auch international. Und das sind so die Dinge. Und ansonsten haben wir natürlich viele Bücher und die ganzen anderen Dinge, die dort auf der Webseite sind. Da muss man einfach nachfragen, ob die Dinge vergriffen sind oder noch verfügbar sind und dann stellen wir die gerne zur Verfügung.

Christoph Luchs: Ja, vielen Dank für Ihren Besuch und alles Gute für die Zukunft.

Wolfgang Reul: Ich darf mich auch sehr herzlich bei Ihnen als Designerklärer bedanken, dass Sie mich zu diesem Gespräch eingeladen haben und ich freue mich auf das, was kommt. Vielen Dank!

[Musik]

Christoph Luchs: Wenn ihr nach dieser Sendung fragen habt, dann besucht unsere Website www.designerklaerer.de oder folgt uns auf Instagram oder Facebook. Auch auf LinkedIn sind wir präsent. Vorschläge für neue Themen und Personen sind herzlich willkommen.

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