Worüber spreche ich in der zweiten Folge des Podcasts? Die zweite Folge ist für Podcaster so etwas wie das weiße Blatt für Kreative: welchen Strich setze ich zu erst?
Soll ich gleich mit einem Interview starten? Kenne ich eine bekannte Designerin? Oder einen preisgekrönten Designer, der möglichst viele Downloads und Follower mitbringt?
Hat ein deutscher Aktienkonzern gerade seinen Markenauftritt aufgefrischt, der die Szene schockiert?
Quält ein Software-Konzern die Kreativen mit einem fehlerhaften Update, der ganze Magazinproduktionen stillstehen lässt?
Gibt es wieder Grauenhaftes aus der Hölle zu berichten, aus der die Kunden bekanntlich hervorkriechen?
Nein, diese Themen gibt es und wird es immer geben. Kommt die richtige Person zur richtigen Zeit, werde ich genau über diese Themen sprechen, wie auch über vieles andere.
In dieser Folge spreche ich über etwas sehr Naheliegendes: Das Logo dieses Podcasts! Wie ist es zum Namen gekommen? Was meine ich damit und wie kann ich dies am besten als Design kommunizieren?
Zunächst habe ich mich gefragt, was ich selbst am liebsten tue. Ich bin darauf gestoßen, dass es mir am meisten Spaß macht, anderen Menschen zu erklären, was Design bewirkt!
Als Tutor im Grafik-Design-Studium an der HBK Braunschweig durfte ich anderen Studierenden beschreiben, wie die typografischen Grundlagen am Satzprogramm QuarkXPress umzusetzen sind.
Auf der CeBIT in Hannover präsentierte WACOM die neuesten Grafik-Tabletts und ich stand mittendrin, bewaffnet mit einem induktiven Wacom-Pen mit 1024 Druckstufen und sagenhafter 3D-Erkennung!
Später war mir das etwas zu langweilig, so wechselte ich zu Adobe in das Promotorenteam und durfte fortan InDesign ab der ersten Version vorführen. Was mich dabei immer wieder begeistert hat, war, dass ich dem äußerst kritischen deutschen Designpublikum erklären konnte, mit welchem Hintergedanken die Software-Entwicklung an ein neues Feature herangegangen ist.
Ob meine Erklärung auch einleuchtend war, konnte ich dem Publikum am Gesichtsausdruck ablesen: Eine Mischung aus fragwürdigem Staunen, mikrotypografischem Stirnrunzeln bis hin zur schockierenden Erkenntnis, dass Kreative jahrelang umständlich und zeitraubend gearbeitet haben.
Aus dieser Arbeit heraus entstand die Möglichkeit, ein Fachbuch für Galileo Design zu schreiben, und so ergriff ich die Chance, auch wenn ich bis dato noch keine einzige Zeile Text geschrieben hatte. Das erste Buch war eine schiere Qual. Das zweite war schon deutlich angenehmer und ab dem dritten machte es tatsächlich Spaß.
Kurze Zeit später wechselte ich zu den Videotrainings – damals 2003 als Medium noch völlig unbekannt. Gerhard Koren, der Erfinder von Video2Brain, vertraute mir, dass ich aus dem Stand heraus ein Videotraining aufzeichnen könne. Auch hier gab es eine steile Lernkurve.
Vorträge, Bücher, Videos – nun fehlte eigentlich nur noch eins: die tatsächliche Arbeit mit Studierenden! Meine ehemalige Kunsthochschule meldete sich bei mir. Alexandra Martini rief mich an, ob ich nicht einen Lehrauftrag zum Thema Information_Interface an der HBK übernehmen wolle, was ich natürlich gern angenommen habe.
Die Orte wechselten, auch die Medien. Was aber blieb, war mein Wunsch, anderen Menschen zu erklären, was Design ist und was es in den richtigen Händen bewirken kann!
Daher musste dieser Podcast einfach so heißen: Designerklärer.
Dabei sehe ich das Wort im Plural! Es gibt nicht nur eine Designerklärerin oder einen Erklärer: viele Kreative können tatsächlich beschreiben, wie sie zu einer Idee gekommen sind. Und genau diese Menschen will ich interviewen. Denn was gibt es schlimmeres als Kreative, die auf die Frage nach dem „Warum“ nur antworten können: „Das Design? Ja, dazu müssen wir noch eine Geschichte erfinden.“
[Musikalische Pause]
Welche Typografie passt zum Podcast und welches Signet bildet das Thema am besten ab? Wie bei jedem Entwurf gibt es ein Für und Wider. Zunächst hatte ich im Kopf, den Designerklärer mit den Buchstaben D und E abzukürzen. Das DE sollte für Design – „made in Germany“ stehen.
Die Typografie habe ich nach bester Bauhaus-Manier in einer geometrischen Grotesk gewählt. Auch hier sollte deutsches Design mitschwingen!
Die ersten Skizzen haben mich jedoch nicht überzeugt. Ein DE in Versalien – also in Großbuchstaben – war mir zu klotzig und erschien abweisend. Der Bezug zu made in Germany wollte sich nicht herstellen. Aus dem kleingeschriebenes „de“ wurde bei einem engen Zeichenabstand ein „ole“.
Na super! Da will ich etwas erklären und schon geht es schief. Also noch einmal von vorn. Als zweiten Entwurf hatte meine Mitarbeiterin Sina die Idee für den Podcast, ein stilisiertes Portrait von mir mit einem Kopfhörer- oder Schallsymbol zu kombinieren. Das war nicht verkehrt, aber ich wollte nicht mich in den Vordergrund rücken, sondern das Thema Design.
Sorry Sina, nimm es nicht persönlich, das ist schon schwer mit wählerischen Ausbildern!
Als dritten Ansatz kam ich noch einmal auf die geometrische Grotesk zurück. Wie sähe allein das „d“ aus, ohne dass ein Stamm oder eine Serife den Bauch vom kleinen d halten muss?
Ein fast kreisrundes d aus dem Google-Font Poppins sollte es nun sein! Doch was geschieht dazu? Ein Buchstabe allein sagt noch nichts aus. Daher erinnerte ich mich an ein Interface Projekt für einen Autmobil-Konzern.
Damals untersuchten wir bekannte Darstellungen, wie ein User Interface mit den Insassen im Fahrzeug kommunizieren kann. Eine Idee war es, den Computer HAL3000 aus dem Film „2001 – – Odysee im Weltraum“ von Stanley Kubrick zu zitieren. Besser gesagt: das magische Auge, das für das Filmpublikum die künstliche Intelligenz verkörpern sollte.
Ein rotes leuchtendes Auge! Ein leichter Glanzreflex dazu. Das war es. Eingefasst vom kleinen runden „d“ passte es nun aus meiner Sicht genau in die Stimmung, einen Podcast aufzunehmen oder gebannt zuzuhören.
[Musikalische Pause]
Somit waren also das Logo und das Signet des Designerklärers gefunden. Ich will noch kurz auf den Hintergrund eingehen. Logo und Signet stehen auf einem „Fond“, das ist ein gemusterter Untergrund mit einem leichten Verlauf. Der Verlauf ergibt sich aus zahlreichen kleinen winzigen Buchstaben.
Diese Buchstaben sind nicht zufällig: sie entstammen aus dem Film Trainspotting von Danny Boyle. Darin führt die Hauptfigur „Renton“ – gespielt von Ewan McGregor – zum Ende des Films den Monolog „Choose life“. Ein zynischer Text über Drogenkomsum, der die moderne Konsumgesellschaft und den Sinn des Lebens in Frage stellt.
„Choose life. Choose a job. Choose a career. Choose a family,
Choose a fucking big television.“ So lauten die ersten Zeilen.
Mich hat damals nicht nur der Film beeindruckt, sondern auch der Text zum Nachdenken angeregt, der in erster Linie das Publikum provozieren soll.
Sind wir im Design nicht ständig in der Zwickmühle? Auf der einen Seite sollen wir in der Werbung die Welt in schönen bunten Bildern verkaufen, zum Massenkonsum anregen.
Während wir auf der anderen Seite wissen, dass dies weder die Realität darstellt, noch verantwortlich für den Planeten ist?
Der Film hat 2017 einen Nachfolger gefunden, ebenfalls mit Ewan McGregor in der Rolle des gealterten „Renton“, der auch hier einen Monolog hält: „Choose life. Choose Facebook, Twitter, Instagram and hope that someone, somewhere cares“. Der Text geht noch weiter.
Warum habe ich nun diesen Monolog ausgewählt? Es gibt noch viele schlaue Texte, die sich zudem viel tiefgreifender mit dem Thema Design auseinander setzen.
Ich denke aber, dass hier viele Punkte angesprochen werden, mit denen sich alle Kreativen auseinander setzen sollten. Nicht nur die jungen Gestalterinnen und Gestalter, auch die älteren wie mich oder die Oldies – jede Generation sollte und muss ihr Wirken in der Welt in Frage stellen, um zu neuen Antworten zu kommen!
Dies waren die Gedanken zum Design des Podcasts Designerklärer. Nicht mehr und nicht weniger.
Wenn Ihr nun ganz neugierig auf die genannten Filme oder Personen seid, dann schaut in den Shownotes nach.
Und wenn Ihr Euch fragt, wie ein Design entstanden ist – vom Logo bis zum Interface – dann schickt mir eine Direktnachricht über den Instagram-Account des Podcasts oder Ihr sendet mir eine E-Mail an die Adresse feedback@designerklaerer.de – mit „ae“. Ich nehme alle Ideen auf und beantworte auch Fragen zu meinem Podcast.
Ich freue mich schon auf die nächste Folge mit Euch wenn es wieder heißt: Designerklärer, der Podcast für hellwache Kreative.
Bleibt neugierig, Euer Christoph Luchs.